Wohntrends: Heimelig in den Herbst mit den Einrichtungsprofis

Satte Farben und natürliche Materialien bringen Gemütlichkeit. Drei Einrichtungsprofis zeigen die Wohntrends für den Herbst.

„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“ – und sich Andenken für die eigenen vier Wände mitnehmen. Obwohl nur der erste Teil des Zitats vom deutschen Dichter Matthias Claudius stammt, ist auch der zweite Teil wahr. Neben Souveniers für die lieben Daheimgebliebenen kaufen Herr und Frau Österreicher immer öfter Möbel im Urlaub ein. Diese besonderen Stücke stillen nicht nur Fernweh, sie schaffen auch einen individuellen Stil. Damit kein Wirrwarr entsteht, sind aber trotzdem ein paar Einrichtungsregeln zu beachten.

Tipps von den Profis

Einrichtungsexpertin Cornelia Müller (Das Wiener Zimmer) hat seit Jahren Übergepäck, wenn sie vom Urlaub nach Hause reist. Heuer im Juli war das nicht anders. Sie hat Israel besucht und ist mit großen, handgeflochtenen Körben in der Handtasche wieder zurück geflogen. „Viele meiner Möbelstücke habe ich auf Reisen entdeckt“, sagt Müller. „Ich liebe den Mix aus verschiedenen Kulturen und mit den Urlaubsstücken trage ich das Sommergefühl mit in den Herbst.“

Gerhard Deutsch

Cornelia Müller

Im Herbst wirds kuschelig

Auch wenn derzeit noch Badewetter herrscht, sind die Vorboten des Herbsts unverkennbar: die Nächte werden kühler und die ersten Blätter fallen von den Bäumen. In dieser besonderen Übergangszeit soll es in den Innenräumen wieder kuschelig und gemütlich werden. „Zum sommerlichen Beach-Look kommen herbstliche Stücke wie warme Polster in dunkleren Farben“, sagt Müller.

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Mit Textilien wie einem Fell lässt sich schnell eine gemütliche Atmosphäre erzeugen

Erinnerungsstücke aus dem vergangenen Urlaub werden dabei ganz selbstverständlich in die Wohnung integriert. Besondere Möbelstücke spielen überhaupt eine größere Rolle in der Innenraum-Gestaltung als früher. Das weiß Einrichtungsexpertin Franziska Padivy.

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Franziska Padivy von Uptown Interiors

Sie ist Inhaberin des Geschäfts Uptown Interiors auf der Währingerstraße in Wien-Währing. „Viele haben ein Biedermeiermöbel von der Großmutter oder einen Perserteppich am Dachboden der Eltern und kombinieren das mit modernen Stücken“, sagt Padivy. Dadurch entstehen individuell gestaltete Wohnräume.

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Die Auswahl ist nicht nur in Padivys Geschäft groß

Die Kombinationsmöglichkeiten sind vielfältig. Padivy: „Man muss keinem Trend mehr folgen und diesen strikt einhalten, das ist der eigentliche Trend.“ Beim Wohnen und Einrichten dominiere eine neue Sinnlichkeit. „Die Menschen wollen und sollen sich wohlfühlen in den eigenen vier Wänden. Eingerichtet wird nach Persönlichkeit, Geschmack und Typ.“

Blau, Gelb und Rosa sind Trend

Trotzdem gibt es Strömungen, die jährlich bei der Möbelmesse in Mailand sichtbar werden. Darunter auch die beliebtesten Farben, Materialien und Stilrichtungen. Laut Padivy geht der Trend hin zu klaren Farben. „Blautöne waren jahrelang verpönt, kommen jetzt aber wieder sehr stark. Genauso wie Senfgelb.

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Eine Farbe, die außerdem schon länger gefragt ist, ist Puderrosa. „Auch Restaurants und Cafés wurden teilweise komplett in Rosa eingerichtet, obwohl die Farbe eigentlich sehr feminin konnotiert ist“, so Padivy. Dieser Farbtrend bleibt zwar weiterhin bestehen, wandelt sich aber ein wenig. Lachs-, Rost- und andere Rottöne, die „schwer zu bestimmen sind, haben immer noch diesen dominierenden Rosaanteil.“

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Rostroter Tisch

Auch an den Wänden leuchten vermehrt satte Farben. Damit sinken die Beliebtheitswerte von Pastelltönen. Auch in kleinen, dunklen Räumen werden die Wände mittlerweile bemalt, und zwar in intensiven Grüntönen sowie Dunkelblau und -grau.

Padivy: „Das hat sich vor Kurzem noch niemand getraut, wird jetzt aber immer mehr.“ Zudem müsse es ja nicht der ganze Raum sein. Eine Wand oder auch ein schmaler Streifen reichen oft aus, um einen besonderen Akzent zu setzen. Die satten Töne strahlen zudem Ruhe und Wirkung aus. „Je heller und und pastelliger, desto kühler die Wirkung. Die Farbe ist nun besser wahrnehmbar und nicht mehr so verwässert“, erklärt Padivy.

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Mit dem Mut zur Farbe kommt ein Verlangen nach Mustern. Laut Stefan Grünbeck sind ausgefallene Teppichmuster und florale Drucke auf Kissen und Tapeten stark im Kommen. „Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir Sofas mit verschiedenen Stoffen beziehen.“

Natürliche Stoffe mit Struktur

Was die Stoffauswahl betrifft, wird vermehrt zu Naturmaterialien gegriffen. Wolle und Leinen sind derzeit die beliebtesten Stoffe. Dabei spielt die Haptik eine große Rolle. Cornelia Müller von Das Wiener Zimmer kombiniert diese ebenfalls gerne. Schweres Leinen und leichte Wolldecken passen außerdem gut zu anderen Naturmaterialien wie Körben aus Bambus und Schalen aus Ton.

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„Als optische Klammer eignen sich gedeckte Farben in einem ähnlichen Ton wie etwa beige, naturfarben und grau,“ so Müller. Textilien eignen sich generell sehr gut, um mit wenig Aufwand eine bestimmte Atmosphäre in einem Innenraum zu erzeugen. „Mit gezielten Accessoires kann auf einfache Weise eine gemütliche Atmosphäre entstehen“, sagt Müller.

Im Herbst etwa kommen bei der Raumgestalterin dicke Polster aus alten marokkanischen Nomadenteppichen und kuschelige Felle auf die Couch. Auch ein schönes Gefäß für Kerzen – sie benutzt etwa eine getrocknete und bemalte Kokosnussschale – schaffen Stimmung.

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Eine weitere Materialidee, die die Menschen aus dem Urlaub mitbringen, ist Glas. Stefan Grünbeck: „In Hotels sind Bäder und Schlafzimmer meist semi-transparent  voneinander getrennt. Raumteiler aus Glas gewinnen dadurch eine enorme Popularität.“ Um die transparente Optik umweltfreundlich zu produzieren, basieren die Schiebetüren von Rimadesio auf Wasserlack. Grünbeck: „Die vier Millimeter dünnen Scheiben wiegen sehr wenig und sind daher hochfunktional.“

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Materialien wechseln generell  häufiger ihre Funktion und schaffen so neue, spannende Akzente. „Keramikplatten wurden beispielsweise bisher meist in Bädern verwendet und kommen nun auch in Bücherregalen zum Einsatz“, weiß Stefan Grünbeck. Mit kleinen Lichtern wird die Marmoroptik schön in Szene gesetzt.„Das hat mehr Raffinesse, als eine plumpe Nische.“

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Apropos Raffinesse. Wohnräume sind offener gestaltet, werden aber auch immer kleiner. Das verlangt einzelnen Möbeln mehr Funktionen ab. Franziska Padivy stellt derzeit ein Phonomöbel aus, das aussieht wie ein Kasten: Auf einer der Türen ist ein Lautsprecher und damit eine hochwertige Stereoanlage montiert. „Wir haben Möbel, die nicht nur schön sind, sondern auch eine Funktion außer Stauraum bieten.“ Auch Ladestationen im Sofa oder Bücherregale mit  integrierten Elektroanschlüssen seien mittlerweile gang und gäbe.

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