Wohnimmobilien: Preisdynamik nimmt weiter zu

Die Kaufpreise für Wohnimmobilien in Österreich stiegen im 1. Quartal um rund 12 Prozent. Laut Nationalbank überhitzt der Markt zunehmend.

Die Kaufpreise für Wohnraum in Österreich beschleunigen sich weiter. Das geht aus der aktuellen Immobilienmarktanalyse der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) hervor. Der starke Aufwärtstrend seit der zweiten Hälfte des Jahres 2020 hat sich weiter fortgesetzt. Zum sechsten Mal in Folge lagen die Preiszuwächse über der 10-Prozent-Marke (im Vorjahresvergleich), und zwar sowohl in Wien als auch in den Bundesländern.

In Wien stiegen im ersten Quartal 2022 die ohnehin auf hohem Niveau befindlichen Wohnpreise um weitere 11,8 Prozent und im restlichen Bundesgebiet um 12,9 Prozent. Für Gesamtösterreich ergab sich nach +12,6 Prozent im vierten Quartal 2021 nun ein Zuwachs von 12,3 Prozent im ersten Quartal 2022.

Rekordanstieg der Preise

Der Fundamentalpreisindikator der Nationalbank für Wohnimmobilien in Österreich verzeichnete im ersten Quartal einen kräftigen Anstieg. Der Indikator lag um fünf Prozentpunkte über dem Wert des Vorquartals und damit bei 35 Prozent. Ein so hoher Anstieg wurde seit dem Beginn der Zeitreihe 1989 noch nicht verzeichnet, so die OeNB.

Für Wien lag der Wert bei 40 Prozent. Die Abweichung der Preisentwicklung bei Wohnimmobilien von der Entwicklung der im Fundamentalpreisindikator enthaltenen Faktoren (Kaufpreise, Finanzierbarkeit, Kaufpreise zu Mieten, Kaufpreise zu Baukosten, Kredittragfähigkeit und Zinsrisiko) hat sich damit deutlich beschleunigt, was auf eine zunehmende Überhitzung des Wohnimmobilienmarktes hinweist.

Neubau-Boom klingt ab

Der Neubau-Boom im Wohnbau klingt langsam ab. Die Rekord-Fertigstellungen sind mit dem Vorjahr ausgelaufen. Seit heuer ist mit einer rückläufigen Anzahl an fertiggestellten neuen Wohnungen zu rechnen. Durch die hohe Bauleistung in Verbindung mit einem schwächer werdenden Bevölkerungswachstum gibt es 2022 österreichweit ein Überangebot von knapp 30.000 Wohnungen. Die Folge ist, dass sich die Nachfrage in manchen Segmenten abschwächt.

Steigende Zinsen als Gefahr

Hinzu kommen die Engpässe bei Baumaterialien und möglichen Zinsanstiegen. „All diese Faktoren lassen ein Ausklingen des Booms im Wohnbau erwarten“, so die OeNB. Das Wachstum der Wohnbaukredite, die an private Haushalte vergeben werden, hat sich in den ersten Monaten des laufenden Jahres 2022 weiter leicht beschleunigt und betrug im März 7,2 Prozent. Die durchschnittlichen Zinsen für Wohnbaukredite an private Haushalte in Euro waren im März 2022 mit 1,27 Prozent zwar um 9 Basispunkte höher als vor dem Jahreswechsel – aber noch immer niedriger als vor Beginn der Pandemie.

Nach wie vor bergen die an private Haushalte vergebenen Wohnbaukredite ein erhebliches Zinsänderungsrisiko, so die OeNB. Denn: Nach wie vor werden Kredite an private Haushalte für Wohnbauzwecke zu mehr als einem Drittel variabel verzinst aufgenommen.

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