Immer mehr Menschen sehnen sich nach einem Fleckchen Grün. Rückzugsorte am Land, See und Berg sind gefragt.
Ein kleines Haus im Grünen, ein Ort zur Erholung und Entspannung, für Urlaube, Wochenenden und immer öfter auch Homeoffice-Tage: Vor allem während und nach der Pandemie sehnten sich viele Städter nach einem ruhigen Fleckchen Grün, das man an freien Tage nutzen und wo man vielleicht eines Tages den Lebensabend verbringen kann. Dieser Trend hat angehalten, wie Alexander Heim, Geschäftsführer von Engel & Völkers Salzburg, sagt: „Das Interesse an einem Garten und einer Grünfläche ist groß, alternativ kann es auch ein großer Balkon oder eine Terrasse sein. Ein wichtiges Kriterium für Kaufinteressenten ist außerdem die Ruhelage.“
Sich naturnahe Rückzugsorte wie landwirtschaftliche Objekte, Bergchalets, Forsthäuser und abgelegene Wohnhäuser zu suchen, sei keine neue Entwicklung. Doch die Pandemie und die Erfahrung, wie es war, in einer (kleinen) Stadtwohnung zu leben ohne Bezug zur Natur und Umgebung, hat viele Menschen geprägt. Hinzu kommen der Klimawandel und seine Auswirkungen auf dicht verbaute Gebiete: Martina Jankoschek, Leiterin des Teams Wien, Niederösterreich Süd und Ost sowie Burgenland bei Raiffeisen Immobilien, beobachtet auch, dass viele Hitzeflüchtlinge unter den Kaufinteressenten sind, Familien, die der aufgeheizten Stadt entgehen wollen.
Gesucht würden Grundstücke, Häuser in Seenähe oder in den Bergen – „wenn man es sich leisten kann“, schränkt Jankoschek ein. Denn die Kaufpreise seien laut der Expertin zwar in manchen Regionen wie dem Mittelburgenland rückläufig, doch in Lagen wie Eisenstadt oder um den Neusiedler See sind sie stabil. Gefragt sind derzeit auch nicht die großen Villen, sondern die meisten Interessenten gehen das Thema bescheidener an. „Kleine Häuschen mit einem überschaubaren Garten und einem Kaufpreis von 100.000 bis 250.000 Euro sind die Hauptnachfrage“, so Martina Jankoschek. Im Waldviertel sind vor allem Häuser mit Garten bis zu einem Kaufpreis von 150.000 Euro gefragt.
„Viele richten sich die Immobilie auch selbst her“, so Jankoschek. Es muss ja auch nicht gleich ein teurer Kauf sein, man kann auch zunächst einmal etwa ein Kleingartenhaus pachten oder ein Wochenendhaus mieten. Um eine Finanzierung für den Kauf zu bekommen, müsse das Gebäude in einem ordentlichen Zustand sein, weiß Jankoschek. Schließlich bewertet die Bank die Immobilie anders. Auf dem Land verfügten die meisten gebrauchten Immobilien nach wie vor über Öl- oder Gasheizung, „daher sind Zusatzöfen, die mit Holz zu heizen sind, ein wichtiges Ausstattungskriterium“, so die Expertin.
Die Nachfrage sei zwar da, aber die Finanzierung sei ein großes Thema, sagt Mark Hüsges, Geschäftsführer von Engel & Völkers in Salzburg. „Die Situation ist nicht vergleichbar mit der vor 18 Monaten.“ Käufer mit einem hohen Eigenkapitalanteil seien im Vorteil. In jenem Segment, wo viel Fremdkapital eingesetzt werden muss, sei die Finanzierung eher schwierig. „Wir haben ein höheres Zinsniveau, einen vervielfachten Finanzierungsbedarf und die strengeren Kreditvergaberichtlinien,“ zählt Hüsges auf.
Dennoch führe die hohe Nachfrage nach Seelagen im Salzkammergut, Immobilien mit Seeblick und Rückzugsorte in den Bergen dazu, „dass hier die Preise nicht einbrechen“, so der Experte. Ähnlich ist die Situation in Kärnten, hier waren verfügbare Immobilien am Wörthersee zuletzt eher rar. Doch nun kommen vermehrt Objekte auf den Markt. Das Transaktionsvolumen sei jedoch gesunken, so Hüsges. Der Immobilienmarkt habe sich von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt gewandelt, Kaufinteressenten seien viel selektiver geworden bei der Auswahl der in Frage kommenden Objekte.
Der Experte ortet aus diesen Gründen „aus Käufersicht Opportunitäten am Markt, die früher noch nicht da waren.“ Immobilienverkäufer müssten ihre Preisvorstellungen zurückschrauben, Käufer hätten einen stärkeren Verhandlungsspielraum und gehen bei der Auswahl der geeigneten Immobilie auch weniger Kompromisse ein. Zusammenfassend ortet der Experte „eine Gesundung des Marktes und weniger Exzesse.“
Für die Verwertung dieser Immobilien bedeutet das, „dass sich die Vermarktungsdauer erhöht hat“, sagt Martina Jankoschek. Sie beziffert die durchschnittliche Verwertungsdauer mit etwa sechs Monaten. Es fänden zwar viele Besichtigungen statt, die Entscheidung dauere dann jedoch an.
Das gilt für Zweitwohnsitze
Ein zweiter Wohnort kann wichtig sein, wenn man entfernt von seinem Hauptwohnsitz arbeitet oder an dem Ort regelmäßig seinen Urlaub verbringt. Die Bedingungen für Zweitwohnsitze in Österreich sind in den Raumordnungsgesetzen der jeweiligen Bundesländer geregelt. Vor allem in den westlichen Bundesländern wie Tirol oder Salzburg herrscht eine hohe Nachfrage nach Ferienimmobilien, deshalb gibt es dort besonders strenge Gesetze. Zwar können in Österreich neben dem Hauptwohnsitz beliebig viele Nebenwohnsitze begründet werden, allerdings gibt es Einschränkungen in bestimmten Regionen und wenn die Immobilie in der Zeit, in der sie nicht vom Besitzer genutzt wird, touristisch weitervermietet wird. Für den Zweitwohnsitz fallen zusätzlichen Kosten an: Fast alle österreichischen Bundesländer wie zum Beispiel Kärnten, Tirol und Salzburg schreiben eine Zweitwohnsitzabgabe vor. In manchen Regionen kann man Immobilien nicht mehr so einfach als Zweitwohnsitz erwerben, daher muss man genau auf die Widmung achten. Ob man die Immobilie vermieten kann, hängt ebenfalls von der Widmung ab.