Die Nachrichtenagentur Bloomberg bezeichnet Wien als „Epizentrum der Immobilienkrise in Europa“. Experten widersprechen, der Immobilienmarkt sei stabil.
Kürzlich sorgte ein Artikel der Nachrichtenagentur Bloomberg, in dem Wien als „Epizentrum der Immobilienkrise in Europa“ bezeichnet wurde, für große Aufregung in der österreichischen Immobilienbranche. Laut deren Analyse seien die Immobilienpreise seit dem Höchststand 2022 um zwölf Prozent gefallen.
Der Ökonom Michael Klien vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) relativiert. Er stuft den Wiener Immobilienmarkt als stabil bis leicht rückläufig ein und sieht hier Preisrückgänge um zwei bis drei Prozent.
Entwarnung
Die VÖPE – Vereinigung österreichischer Projektentwickler und der ÖVI – Österreichischer Verband der Immobilienwirtschaft erheben nun gemeinsam ihre Stimme. ÖVI-Präsident Georg Flödl erklärt: „Wien weist als bedeutendster Immobilienmarkt Österreichs nach wie vor ein starkes Bevölkerungswachstum und trotz einer gewissen Vorsicht durch die Zinserhöhungen eine gute Nachfrage auf. Es gibt keine Anzeichen, dass sich Wien maßgeblich schlechter als andere Märkte in Österreich oder Europa entwickelt.“
Auswertung
Eine Sonderauswertung der Bauträgerdatenbank Exploreal auf Anfrage der Verbände zeichnet ein anderes Bild als Bloomberg. Laut ihren Daten haben die Angebotspreise von Neubauprojekten im Zeitraum Mai 2022 bis Mai 2023 nominell zugelegt, und nicht abgenommen. Exploreal ermittelte einen mittleren Eigennutzer-Angebotspreis für Wien von 6.714 Euro pro m2 im Mai 2022 und 7.200 Euro pro m2 im Mai 2023. Das entspricht einer Steigerung von 7,2 Prozent.
Situation bleibt herausfordernd
Die Marktsituation bleibt unter anderem wegen der strengen Kreditvergaberegeln herausfordernd. Aber: „Dass die institutionellen Investments in Immobilien durch den Zinsanstieg zurückgehen, weil andere Anlageformen an Attraktivität zulegen, ist kein Österreich- oder Wien-Spezifikum. Das Vertrauen in den Wiener Immobilienmarkt ist nach wie vor hoch“, so VÖPE-Präsidiumssprecher Andreas Köttl.