Was gegen Schädlinge auf Zierpflanzen, Gemüse und Kräutern umwelt- und bienenfreundlich getan werden kann.
Die Freude auf gute Gesellschaft und die ersten gemeinsamen Sonnenstrahlen am Balkon ist groß. Wenn sich mit den neuen Mitbewohnern aber selbst ernannte Freunde einnisten, die es eigentlich nicht gut mit ihnen meinen, sinkt die gute Laune schnell in den Keller und die Überforderung mit der Situation steigt.
„Keine Panik“, lautet die Devise von Martin Jann, Gartenexperte und Standortleiter im Gartencenter Starkl Pottendorf. „Es gibt keinen Grund nervös zu werden, wenn eine Laus auf einem Blatt sitzt“, sagt er. Es gibt schließlich viele Möglichkeiten biologisch gegen Pflanzenschädlinge vorzugehen.
Stimmt der Standort?
Wichtig sei, zuerst den Standort zu hinterfragen. Jann erklärt: „Wenn eine Pflanze im Schatten steht, aber Sonne braucht, entwickelt sie Stress und ist anfälliger für Schädlinge.“Auf Balkonen ist zudem oft weniger Luftbewegung und windstille Ecken sind die ideale Brutstätte für Spinnmilben und Blattläuse.
Natur- und bienenfreundlich vorgehen
Um ungebetene Gäste loszuwerden, greifen Gartenexperten wie Martin Jann und Björn Schoas von der Umweltberatung in die natur- und bienenfreundliche Trickkiste.
Wichtig dabei: Mittel verwenden, die nur Schädlingen, nicht aber anderen Nützlingen schaden. Vorbeugend empfehlen die Experten, Balkonpflanzen regelmäßig auf Befall zu untersuchen und mit einer Acker-Schachtelhalmbrühe zu besprühen.
Jann: „Die Pflanze enthält Kieselsäure. Dadurch verstärken sich die Zellwände der Pflanze und Pilze oder Schädlinge können nicht eindringen.“ Die Brühe eignet sich für Zierpflanzen, aber auch Gemüse und Kräuter. Was bei starkem Befall individuell zu tun ist, erklären die Experten im Folgenden.
Marienkäfer fressen Blattläuse
Wer Blattläuse auf Balkonpflanzen krabbeln sieht, streift sie am besten händisch oder mit Wasser ab. Marienkäfer erledigen den Rest, indem sie die Tiere fressen. Wer keine schwarz-gelben Marienkäferlarven sieht, kann diese im Fachhandel zukaufen.
Sollten sich die Blattläuse wider Erwarten weiter vermehren, hilft eine Schmierseifenlösung. Dafür einen Esslöffel Schmierseife in einen Liter Wasser geben und auf die Blattläuse sprühen.
Spinnmilben benetzen die Pflanze
„Die Blattoberseite der befallenen Pflanzen ist mit weiß-gelblichen Punkten übersäht. Bei starkem Befall sind sie sogar mit einem feinen Gespinst überzogen“, so Schoas. Sie fühlen sich in trockener Luft sehr wohl.
Daher hilft bei Befall, die Luft mit Wasser zu besprühen. Außerdem hilft ein Pflanzenauszug: Acker-Schachtelhalm im Fachhandel kaufen und Blätter damit besprühen. Schoas: „Das wirkt vorbeugend bei Spinnmilben.“
Dickmaulrüssler lieben Zierpflanzen
Das Auge isst mit, gilt beim Dickmaulrüssler. Der Käfer ernährt sich von Zierpflanzen: Rosen, Flieder, Rhododendron, Wein und Erdbeeren. Schoas: „Er frisst Löcher in die Blätter und schädigt die Pflanze.“
Dagegen helfen mit Wasser angesetzte Fadenwürmer, die in die Erde gegossen werden. Dort greifen sie die Larven an. Wer stattdessen lieber absammeln möchte, füllt einen Topf mit Holzwolle und stellt ihn verkehrt herum in die Erde.
Ameisenstraße durchbrechen
Ameisen lösen am Balkon puren Stress aus, wenn die Tiere - scheinbar aus dem Nichts – immer wieder auftauchen. Schoas empfiehlt, Zimtstangen ins Nest oder in Erde zu drücken, da sie den Geruch nicht mögen.“
Auch Kaffeesud vertreibt die Tiere. Wer eine ganze Ameisenkompanie am Balkon hat, dem empfiehlt Jann einen Tontopf verkehrt herum aufzustellen und mit Erde zu befüllen. Die Ameisen nisten sich ein und das gesamte Nest kann umgesiedelt werden.
Schnecken fressen Salat vom Balkon
Auch am Balkon ist der Salat nicht vor hungrigen Schnecken sicher. Schoas: „Schneckeneier sind häufig in der Pflanzenerde.“ Der Gartenexperte empfiehlt, die Tiere abzusammeln. Dafür ein feuchtes Holzbrett oder ein umgedrehtes Teller ins Beet legen.
Die Schnecken krabbeln hinein und können entfernt werden. Wer Pflanzen gezielt schützen möchte, streut Kaffeesud um sie herum. Schoas: „Schnecken gehen nicht drüber.“
Wespe ist nicht gleich Wespe
Während „Echte Wespen“ jedes gemütliche Frühstück am Balkon stören, bringen Haus-Feldwespen Freude. Björn Schoas: „Sie sind harmlos und Scheu – ganz im Gegensatz zu ihren Artgenossen.“
Sie fressen Spinnen und Stechmücken. Optisch unterscheiden sie sich ebenfalls: Haus-Feldwespen haben lange Beine. Sie legen Kleinvölker (max. 50 Tiere) in wabenförmigen Nestern an. Dafür suchen sie sonnige, geschützte Stellen.
Hornissennester umsiedeln
Hornissen gehören zur Gattung der Echten Wespen, sind aber um einiges größer. Zur Brut jagen sie Insekten, Mücken, Raupen und andere Wespen. Schoas: „Im privaten Raum muss man sich selbst um Nester kümmern, im öffentlichen Bereich macht das die Berufsfeuerwehr.“
Wichtig ist, die Nester – wenn möglich – umzusiedeln, nicht zu töten. Schoas: „Wenn sie nicht stören, am besten bis Herbst warten, dann verlassen Hornissen das Nest.“
Echter Mehltau legt sich über Blätter
Wenn die Blattoberseite mit einem mehlig-weißen Überzug bedeckt ist, hat die Pflanze eine Pilzerkrankung – genauer Echter Mehltau. Schoas: „Dies kann mit einem Gemisch aus einem Teil Milch und neun Teilen Wasser, das auf die Blätter gesprüht wird, bekämpft werden.“
Ebenfalls hilfreich: Komposttee. Darin befinden sich Mikroorganismen und pflanzenstärkende Stoffe. Sie werden in die Erde gegossen und stärken die Pflanze.