Treffpunkt der Künstler: Verschlafene Villa wird wach geküsst

Der Verfall der Villa Mautner-Jäger in Wien-Landstraße hat ein Ende. Vor der Generalsanierunge wird dieses Juwel der Jugendstilepoche für die Kunstszene geöffnet.

Vor 100 Jahren Mittelpunkt der Wiener Kunstszene, liegt die Villa Mautner-Jäger in der Landstrasser Hauptstraße 140–142 seit Langem im Dornröschenschlaf und war ihrem Verfall preisgegeben. Das wollen die Eigentümer und Immobilienentwickler Kitty Reichman-Shalom und Tamir Shalom jetzt ändern.

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Die viele Jahre unbewohnte Villa wird jetzt saniert

Das Palais wurde 1902 nach den Plänen des Architekten Gustav Neumann erbaut. Bauherrin war Hertha Jäger, geborene Mautner Markhof. Das Juwel der Jugendstilepoche im dritten Bezirk ist noch weitgehend im Originalzustand erhalten und wurde im Jahr 1991 unter Denkmalschutz gestellt.

Die Herausforderung besteht laut Manuela Legen-Preissl vom Bundesdenkmalamt darin, "den historischen Bestand nachhaltig instand zu setzen, für die Ansprüche eines modernen Familienwohnsitzes im 21. Jahrhundert zu adaptieren und zugleich seine geschichtliche und kulturelle Bedeutung zu bewahren."

Nahe am Originalzustand

Die Generalsanierung erfolgt unter der Leitung des Wiener Architekturbüros Testor und Partner in Projektpartnerschaft mit Architektin Nilufar W. Royce. „Der Außenauftritt von Palais und Pförtnerhaus wird in der originalen Farbgebung wieder hergestellt. Die Fassade erhält einen sehr hellen Grauton. Sämtliche metallischen Bauteile wie Einfriedung und Eingangsportal werden saniert und im originalen Grünton beschichtet“, erklärt Architekt Erik Testor. „Die Grate des ansonsten roten Ziegeldaches sind ebenfalls laut Original in Grün gehalten und akzentuieren dadurch das markante Dach.“ Die Renovierung erfolgt in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt.

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Viel Interieur von Hertha Jäger wie dieser Kamin ist erhalten geblieben

Interieur mit Geschichte

Bei der Inneneinrichtung setzte die ehemalige Villenbesitzerin bereits auf die heimische Avantgarde. Diese war ihr aufgrund ihrer beiden Schwager Koloman Moser und Josef Engelhart vertraut.

Die heutigen Eigentümer legen daher besonderen Wert darauf, dass die erhaltene Einbauten aus dem frühen 20. Jahrhundert wie die Küche, der Speiseaufzug mit Gegensprechanlage oder die Kegelbahn inklusive Salettl wieder originalgetreu in Erscheinung treten.

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Auch der parkähnliche Garten wird landschaftsarchitektonisch neu geplant

Offen für Kultur

Bevor es soweit ist, wird ganz im Geiste von Hertha Jäger, die in ihrer Villa einen Umschlagplatz für Kunst und Kultur geschaffen hat, das Haus ein Jahr lang wieder für Ausstellungen und Lesungen zur Verfügung stehen.

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