Es ist keine Überraschung, dass die Österreicher ihren Ruhestand selbstbestimmt in der eigenen Wohnung verbringen wollen.
Manche Menschen sorgen rechtzeitig vor. Sie denken zum Beispiel an die vielen Stufen, die sie am Weg zur Wohnung oder zum Haus überwinden müssen. Zwar ist das derzeit noch kein Hindernis, im Gegenteil, doch das könnte sich eines Tages ändern. Andere wiederum haben gar nicht die Möglichkeit, vorzusorgen, aus finanziellen Gründen. Und andere wiederum wollen sich mit dem Thema erst gar nicht beschäftigen, weil ja noch viel Zeit ist oder weil das Thema nicht angenehm ist.
Wohnen im Alter
Fest steht jedoch: Die meisten Menschen wollen auch im höheren Alter selbst bestimmt sein, in erster Linie heißt das auch, selbst bestimmt zu wohnen. Damit das möglich ist, muss die Wohnsituation passen, Stichwort Stufen und Stolperstellen sowie Barrierefreiheit. Wer es sich leisten kann, zieht entweder rechtzeitig in eine passende Wohnung um oder adaptiert die bestehenden Wohnräume.
Zu wenig Angebot an betreuten Wohnungen
Doch das Problem ist: Es fehlt am passenden Angebot. Laut Walter Eichinger, Geschäftsführer von Silver Living, einem Projektentwickler für betreute Wohnprojekte, mangelt es am Angebot an altersgerechten Wohnungen. Er beziffert den aktuellen Bedarf an betreuten Einheiten mit 80.000 Wohnungen. Diese seien um zumindest 50 Prozent günstiger als Pflegeeinrichtungen und daher für Betroffene auch leichter finanzierbar. „Als zentrales Problem bleibt, insbesondere für einen Teil der geburtenstarken Jahrgänge der 1960er-Jahre, die künftige Leistbarkeit des Wohnens“, so Eichinger.
Thema Wohnen in der Pension wird aufgeschoben
Einer Erhebung des Forschungsinstituts SORA im Auftrag von Silver Living zufolge, verlassen sich viele Menschen darauf, dass ihnen im Alter bei der Problemlösung von jemandem geholfen wird. Die Thematik werde oft aufgeschoben oder verdrängt. Da mehr als die Hälfte der Befragten laut Studie vorzugsweise in der eigenen Immobilie bleiben wollen – im Bedarfsfall mit Unterstützung – , sei es so essenziell, das sich diese früh genug um eine alterstaugliche Ausstattung sorgen: wie zum Beispiel Handläufe, rutschsichere Dusche und Badewanne, Barrierefreiheit beim Zugang zur Wohnung und in den Wohnräumen und die Entfernung von Türschwellen.
Mieter, Eigentümer
Mehr als 75 Prozent der Befragten planen derzeit keinen altersbedingten Umzug, so ein Ergebnis der Studie. Wer eine Eigentumswohnung oder ein Haus besitzt, das sich adaptieren lässt, kann gut darauf verzichten. Anders ist das unter Umständen bei Mietern, die zwar meist nach Absprache mit dem Vermieter auf eigene Kosten Verbesserungen in der Wohnung vornehmen können; schwieriger wird es eventuell mit dem Einfluss auf eine altersgerechte Ausstattung im Wohnhaus und beim Zugang zum Wohnhaus (Stichwort Stiegen). 29 Prozent von ihnen haben der Studie zufolge noch keine Pläne, wo und wie sie im Alter wohnen werden. Erst, wenn etwas passiert – die Beweglichkeit schwindet oder die finanzielle Situation verändert sich – wird meist reagiert.
Altersbedingt umziehen
Damit das Bewusstsein für das Thema geschärft wird, braucht es mehr Auseinandersetzung damit, sagt Thomas Morgl, Geschäftsführer von Silver Living, und zwar sowohl in der Politik als auch in der Gesellschaft.