Wer über eine Freifläche verfügt, will diese so oft wie möglich nutzen und braucht daher einen Sonnenschutz. Welche Möglichkeiten es gibt.
Wenn es um den Sitzplatz im Freien geht – sei es am Balkon, auf der Terrasse oder im Garten – dann wird dieser gerne ebenso aufwendig eingerichtet wie ein Wohnraum: als Zimmer im Freien. Schließlich verlagert sich ein Teil des Lebens in der warmen Jahreszeit auch hierzulande vermehrt ins Freie, beobachten die Experten des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik (BVST). Hier wird gegessen, mit Freunden gegrillt, mit den Kindern gespielt, gegartelt und relaxt.
Damit der Raum im Freien diese Funktionen erfüllen kann, braucht es neben Outdoor-Möbeln, Beleuchtung, Grill oder Outdoorküche auch einen guten Sonnenschutz. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, je nach dem Platz, der einen Sonnen-, Sicht- und/oder Blendschutz erhalten soll. Ob Schirm, Markise, Sonnensegel oder Loggia – „das ist freilich eine Budgetfrage“, weiß Andreas Kraler, Geschäftsführer von Hella Sonnenschutztechnik mit Sitz in Osttirol. Eignet sich für einen Balkon entweder ein Sonnenschirm oder eine Markise, bietet sich für eine große Terrasse oder einen Gartensitzplatz auch ein Sonnensegel oder eine Loggia an. Schirm und Markise zählen dabei je nach Ausstattung und Design zu den kostengünstigeren Varianten.
Für den Balkon gibt es kleine Schirmlösungen mit ca. 1,5 Metern Durchmesser und Knickmechanismus, damit sich der Schirm dem Sonnenstand anpassen lässt. Auf der Terrasse hat man die Wahl zwischen Stockschirmen mit einem Mittelmast aus Holz oder Aluminium und Ampelschirmen, die sich seitlich über den Tisch neigen, sodass am Sitzplatz kein Schirmständer im Weg ist. Letztere werden verstärkt nachgefragt.
Große Sonnenschirme sind mit einer Kurbel und Drahtseilen oder eingebauten Flaschenzügen ausgestattet, damit sie leichter bedienbar sind. Für sie kommen nur Ständer aus Stein oder Beton infrage, die es auch mit Rollen gibt, sodass man den Sonnenschirm verschieben und dem aktuellen Sonnenstand anpassen kann. Die Qualitätsunterschiede bei Sonnenschirmen sind groß – auch bezüglich der UV-Durchlässigkeit. Andreas Kraler rät, bei allen Beschattungsprodukten auf Zertifizierungen zu achten.
Markisen zählen zu den beliebtesten Schattenspendern. Am Balkon bieten sie einen zusätzlichen Schutz vor tief stehender Sonne. Man unterscheidet Kassettenmodelle, bei denen die Markise gänzlich in eine geschlossene Box eingefahren werden kann, und offene Gelenksmarkisen. Beide werden an der Wand montiert, wobei Gelenksmarkisen meist unter einem schützenden Vordach angebracht werden. „Markisen gibt es bereits ab 1.500 Euro und bis zu 7.000 Euro“, beziffert Andreas Kraler.
Sie können mit Kurbel oder über Funk gesteuert werden und mit Windwächter, Beleuchtung sowie Heizstrahler ausgestattet werden. Markisen schützen vor Sonneneinstrahlung und mit integriertem UV-Schutz davor, dass Outdoormöbel ausbleichen und der angrenzende Wohnraum kühl bleibt. Doch sind Markisen grundsätzlich kein Regenschutz.
Zwar ist der Stoff imprägniert und ein leichter Sommerregen kann ihm daher nichts anhaben, aber für einen längeren Regenguss ist die Markise nicht gemacht. Pergolamarkisen unterscheiden sich durch feste seitliche Führungsschienen, sie sind wie Markisen an der Wand befestigt und haben Standfüße an der hausabgewandten Seite. Sie sind wind- und wetterfest und kosten daher auch mehr: Je nach Größe kann man mit ca. 10.000 Euro rechnen.
Sonnensegel werden an Wänden oder Masten befestigt. Die Segel mit Kantenlängen von mehreren Metern können sehr viel Schatten spenden und das, ohne einen Stellplatz auf dem Boden einzunehmen. Die Segelstoffe kommen – wie der Name schon sagt – aus dem Bootsbau und halten stärksten Windspitzen stand. Hochwertige Modelle werden maßgefertigt und dem Einsatzort angepasst. Vor allem in Kombination mit moderner Architektur kommt das Segel besonders gut zur Geltung. Hohe Tuchspannung, Gewichte und Flaschenzüge sorgen dafür, dass die Windlasten gedämpft werden.
Entweder mit Kurbelbedienung mit Motor oder fest verankert, kann das Segel mit einer Wetterstation kombinieren. Im Vorfeld sollte man genau wissen, wie sich der Sonnenstand über den Tagesverlauf verändert. Denn – und das ist wohl der größte Nachteil des Sonnensegels – „der Schatten ist oft nicht dort, wo man ihn braucht“, so der Hella-Geschäftsführer. Der österreichische Sonnenschutzverband achtet darauf, dass Qualitätsstandards eingehalten werden. Dennoch sollte man nicht auf fachmännische Beratung und Montage verzichten.
Zunehmend beliebt sind Pergolen – aus Holz, Metallstreben oder Glaselementen. Man kann sie bepflanzen, ein feststehendes Dach installieren, sie mit einer beweglichen Markise oder verstellbaren Lamellen ausstatten. „Hier ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Pergola Wind und Schnee standhält“, rät Kraler. Konsumenten sollte außerdem bewusst sein, dass der Untergrund passen muss, auf den die Pergola montiert wird, rät er. Benötigt wird ein befestigter Untergrund, das kann eine Betonplatte sein oder eine stabile Holzterrasse.
Die Pergola kann an das Haus angelehnt oder als frei stehende Variante montiert werden. Das Regenwasser wird über Rinnen und Fallrohre abgeleitet, so bleibt der Sitzplatz oder Loungebereich darunter trocken. Je nach Material liegen die Preise für eine Pergola um die 10.000 Euro, beziffert Kraler. Mit seitlichem Wind- und Sichtschutz steigen die Kosten Richtung 20.000 Euro. Sonnenschutz kombiniert mit Photovoltaikpaneelen ist laut Andreas Kraler die neueste Entwicklung in der Beschattungsbranche. Hella will in Kürze derartige Produkte im Angebot haben. Herausforderungen: Die Statik und die Neigung. Solar-Terrassendächer oder Pergolen mit Photovoltaikmodulen bestehen in der Regel aus halbtransparenten oder komplett lichtdurchlässigen Solarmodulen.
Eine andere Variante besteht darin, ein geschlossenes Terrassendach mit klassischen PV-Modulen zu bestücken. Die halbtransparente Variante spendet neben dem Schutz vor Regen ähnlich wie eine Pergola einen Halbschatten, der allerdings im Sommer für eine Vollverschattung mit einem innenliegenden Sonnenschutz ergänzt werden muss. Welchen Ertrag man sich davon erwarten kann?
Kraler rechnet vor. „Für eine Fläche von fünf mal drei Metern ist man mit einem Ertrag von 600 bis 700 Euro gut bedient.“ Auch bei den Stoffen für Sonnenschutz-Produkte sind die Hersteller innovativ unterwegs: So gibt es mittlerweile Hersteller, die Stoffe aus recycelten Pet-Flaschen anbieten.
Förderung: Für Fassadenmarkisen, Jalousien, Rollläden und Raffstores gibt es Fördergeld, in manchen Bundesländern auch im Neubau, doch der Schwerpunkt liegt auf der Sanierung. Gefördert wird in Wien, Nieder- und Oberösterreich, Kärnten Vorarlberg und Tirol. Ein guter Sonnenschutz hält die Raumtemperatur gegenüber der Außentemperatur untertags um 10 °C niedriger.