Star-Architekt Jean Nouvel klagt Auftraggeber

Der Pariser Philharmonie klagte Jean Nouvel wegen Verzögerung und Baukostenexplosion geklagt. Seine Antwort: Eine Gegenklage.

In diesem Streit geht es, wie so oft zwischen Unternehmen, um Geld. Viel Geld, konkret um 170 Millionen Euro. Aber von Anfang an. Es geht um die Konzerthalle in Paris, geplant von Stararchitekt Jean Nouvel (Planer Sofitel in Wien), die bereits 2015 eröffnet wurde. Freilich deutlich später als geplant, der Bau hat am Ende des Tages außerdem doppelt so viel gekostet, wie veranschlagt. Geplant wurden 170 Millionen Euro, geworden sind es 386 Millionen Euro. Nun fordern die Verantwortlichen der Pariser Philharmonie von Nouvel mittels gerichtlicher Klage 170 Millionen zurück.

Reuters/CHARLES PLATIAU

Der Vorwurf: Der Architekt habe sich beim Bau der Pariser Philharmonie verkalkuliert. Er habe die Pläne während des Baus „ständig“ verändert, daher sei er verantwortlich für Kostenexplosion und verspätete Eröffnung der Konzerthalle. Der Architekt und sein Büro „Atelier Jean Nouvel“ weisen die Vorwürfe entschieden zurück, auf die Klage folgte nun eine Gegenklage. Diese hat der Pritzker Preisträger vergangene Woche bei der französischen Finanzanwaltschaft eingereicht.

"Überzogene" Forderung

Die Nachrichtenagentur hatte Einblick in die Gerichtsdokumente und berichtet, das Atelier Jean Nouvel argumentiert, dass die Forderung von 170 Millionen Euro „überzogen“ und „ungerechtfertigt“ seien. Zumal er selbst lediglich ein Honorar von zwölf Millionen Euro bezogen habe. Die Anwälte des Architekten, William Bourdon und Vincent Brengarth, argumentieren außerdem, dass die Summe „völlig ungerecht“ und auch „beispiellos“ sei, zumal die Pariser Philharmonie nur Jean Nouvel in die Pflicht nimmt und andere am Bau beteiligte Firmen außer Acht lässt.

Der Streit zwischen der Pariser Philharmonie und dem Architekten zieht sich seit Jahren. Schon der Eröffnungsfeier 2015 blieb Nouvel fern, in seinen Augen sei das Gebäude „unfertig“, er hätte gern weitergebaut. Für Nouvels Architekturbüro komme die Forderung einem „Todesurteil“ gleich, so seine Anwälte. Die Forderung sei „beispiellos“ in der internationalen Architekturszene.

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