Spart Energie: Flusswasser zum Heizen und Kühlen

Alternative Energiegewinnung am Wiener Donaukanal: Ein neuartiges System nutzt das Wasser des Flusses sowie Windkraft zum Heizen und Kühlen. Das macht die Bewohner des TrIIIple-Ensembles unabhängig von steigenden Energiepreisen.

100 Prozent CO2 neutral, unabhängig von Gaslieferungen, und trotzdem kostengünstig heizen und kühlen? Das klingt angesichts der momentanen Energiekrise wie eine schöne Utopie – ist aber mitten in Wien bereits Realität. Was viele nicht wissen, die TrIIIple Türme (ARE und Soravia) sowie der benachbarte Austro Tower (Soravia) am Donaukanal im 3. Bezirk wurden bereits mit einem neuartigen, umweltfreundlichen System geplant und gebaut – das macht die Bewohner jetzt unabhängig von steigenden Energiepreisen.

Zurück in den Donaukanal

Die Nutzbarmachung von Wasser in urbanen Räumen ist ein wesentlicher Schlüssel zur Bekämpfung des Klimawandels. Dafür wurde die Idee der ökologischen Versorgung von Objekten und Quartieren mit Wärme- und Kälteenergie entwickelt. Dabei wird Grund- oder Flusswasser Energie entzogen und mittels Wärme-Kälte-Kopplung auf ein höheres Energieniveau gehoben. Das Wasser wird ohne Veränderung wieder rückgeführt.

ATP-Gyo?rgy Palko? und SORAVIA

Auch der Austro Tower wird durch das Flusswasserwerk am Donaukanal versorgt

Donauwasser statt russischem Gas

Mit dem Projekt „Stadt. Land. Flusswasser.“ wurde von Soravia eine emissionsfreie Versorgung des Quartier Schnirchgasse– insgesamt Objekte mit rund 110.000 m² – realisiert. Mittels eines Flusswasserentnahmebauwerks werden dem Donaukanal bis zu 1.000 m³ Wasser pro Stunde entnommen. „Das ist weniger als ein Prozent der Gesamtwassermenge des Donaukanals“, so Matthias Wechner, Geschäftsführer der Soravia-Tochtergesellschaft Adomo.

Die Entnahme genehmigen musste die MA 58, zuständig für Wasserrecht. Zudem wurden fünf Brunnen gegraben. Bis zu 180 m³ Grundwasser pro Stunde wird daraus zusätzlich genutzt, um Wärme- und Kälteenergie zu erzeugen.

Wie ein Kühlschrank

Der Strom zum Betrieb dieses Systems wird durch Windenergie gewonnen. „Das System funktioniert ähnlich wie bei einem Kühlschrank. Es gibt drei in sich geschlossene Kreisläufe. Durch einen fließt das mehrmals gefilterte Wasser des Donaukanals, das an einem Wärmetauscher vorbeigeführt wird. Dort liegt der zweite Kreislauf, durch den ein Kühlmittel fließt, das schon bei sehr niedrigen Temperaturen zu Gas wird. Je nach Bedarf wird das Gas in der Aufbereitungsanlage zum Heizen verdichtet oder expandiert zum Kühlen. Der dritte Kreislauf bringt das Wasser über Wärmetauscher schließlich in die Wohnungen bzw. Büros.“

SORAVIA

Matthias Wechner, Geschäftsführer der Soravia-Tochtergesellschaft Adomo

Energieautark

Zur Spitzenabdeckung stehen 55 m³ Wärmespeicher und 15 m³ Kältespeicher zur Verfügung. Damit ist der Gesamtkomplex über ein autarkes Wärme- und Kühlsystem versorgt. Die Anlage erzeugt 11,7 Mio. kWh Wärme und 6,2 Mio. kWh Kälte pro Jahr und die Leistungsbereitstellung für die Kunden umfasst 9.000 kW Wärme und 6.000 kW Kälte. Dabei werden pro Jahr rund 3.100 Tonnen CO2 eingespart.

Eine Idee, die auf großes Interesse stößt, u. a. bei Kommunen oder Energiegemeinschaften wie Andreas Glatzl bestätigt: „Aber damit es sich rechnet, muss das Projekt eine Fläche von mindestens 35.000 m2 haben. Und es sollte maximal 500 Meter vom Fluss entfernt liegen, denn aktuell ist die Verrohrung das teuerste. Die Errichtung insgesamt ist nicht teuerer als jene mit konventionellen Systemen.“

Auch bei Bestandssanierungen kann das System der Flusswassernutzung funktionieren, wenn auf Niedrigenergiekreisläufe umgestiegen wird. Sprich Fußbodenheizung statt Radiatoren.

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