Der Verhandlungsspielraum für Käufer von Wohnimmobilien sinkt, Verkäufer setzen ihre Preisvorstellungen zunehmend durch.
Im ersten Quartal 2020 sind die Preise für Wohnimmobilien in Wien – noch unberührt von den Auswirkungen der Coronakrise – um 3,9 Prozent gestiegen und damit weniger als in den Jahren zuvor. In Gesamtösterreich erhöhten sich die Kaufpreise um durchschnittlich 3,4 Prozent, so das Ergebnis der Immobilienmarktanalyse der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). „Es ist zu erwarten, dass der Gewerbeimmobilienmarkt durch seine starke Kopplung an die konjunkturelle Entwicklung – zumindest kurz- bis mittelfristig – vergleichsweise stärker von der Krise in Mitleidenschaft gezogen werden wird als der Wohnimmobilienmarkt“, heißt es in der Analyse der OeNB. Bei länger andauernden Corona-Maßnahmen kann es zu einem Rückgang der Nachfrage und damit zu Mietpreisreduktionen kommen.
Nachfragerückgang
Der Wohnungsmarkt erweist sich als spürbar krisenresistenter, allerdings verzeichneten Immobilienvermittler seit Beginn der Corona-Maßnahmen deutliche Rückgänge bei der Nachfrage nach Wohnraum. In Bezug auf die Preisentwicklung hält die Notenbank auch am Wohnungsmarkt „Verwerfungen“ für möglich, denn es wird voraussichtlich zu Immobilienverkäufen von Haushalten kommen, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Mietwohnungen werden jetzt verstärkt nachgefragt. Die künftigen Auswirkungen seien derzeit noch schwer abzuschätzen und würden „insbesondere von der Dauer und Intensität der Krise“ abhängen, so die Experten.
Verhandlungsspielraum sinkt
Ein weiterer Trend ist, dass Käufer immer weniger Verhandlungsspielraum beim Wohnungspreis haben. Dennoch lohnt es sich, es zu versuchen. Bei Eigentumswohnungen sind in einigen Bundesländern bei geschicktem Feilschen mehr als zehn Prozent Preisnachlass möglich, bei Einfamilienhäusern sogar über 20 Prozent, ergab eine aktuelle Auswertung vom Immobiliendaten-Experten Immounited anhand einer Auswertung von über 100.000 Immobilienangeboten von willhaben.
Verkäufer setzen Preisvorstellungen durch
Die Preisschere zwischen Angebots- und tatsächlichem Kaufpreis schließt sich der Auswertung zufolge immer mehr – Verkäufer können ihre Preisvorstellungen zunehmend besser durchsetzen. Bei Eigentumswohnungen in Tirol betrug der Abstand zwischen Angebots- und Kaufpreis 14 Prozent, in Salzburg 12 und in Vorarlberg sowie der Steiermark 11 Prozent. Einstellige Abschläge gab es in Wien (9 Prozent), Niederösterreich (6 Prozent), Kärnten und Oberösterreich (je 3 Prozent) sowie kaum Unterschiede im Burgenland.
Wo sich feilschen noch auszahlt
Die preislichen Differenzen sind jedoch stark lokal begrenzt. So liegt der Preisabstand im Wiener Bezirk Margareten bei durchschnittlich 13 Prozent, in den anderen Wiener Bezirken hingegen zwischen 5 und 9 Prozent. Deutlich größeren Verhandlungsspielraum für Kaufinteressenten gibt es bei Einfamilienhäusern. Die Preisdifferenz in den Bundesländern beträgt zwischen knapp 12 Prozent im Burgenland und rund 23 Prozent in Salzburg. In Tirol und Niederösterreich lag die durchschnittliche Differenz bei etwa 22 Prozent. Für die Steiermark, Oberösterreich, Kärnten und Wien wurden Werte zwischen 15 und 17 Prozent erhoben.