Experten rechnen mit einer Abschwächung des Marktes. Die Nachfrage sinkt, die Kaufpreise stagnieren je nach Region beziehungsweise geben leicht nach.
Die Zeit der Höhenflüge auf dem österreichischen Immobilienmarkt mit teils zweistelligen Zuwächsen Jahr für Jahr ist nun endgültig vorüber. Nach Deutschland dreht sich auch hierzulande der Wohnimmobilienmarkt. Das zeigt sich an neuen Zahlen: Seit Herbst 2022 ist ein Rückgang bei Immobilientransaktionen zu sehen – erstmals seit zehn Jahren. Es wurden rund zehn Prozent weniger Immobilien gehandelt.
Die gestiegenen Zinsen, die hohe Inflation und der verschärfte Zugang zu Krediten bremsen die Nachfrage nach Wohnimmobilien spürbar. "Für junge Menschen ist es schwierig geworden, eine Fremdfinanzierung überhaupt zu bekommen", sagt Gerald Gollenz, Obmann des Fachverbandes der Immobilientreuhänder Österreichs. Viele Kaufinteressenten warten aktuell ab, wie sich die Preise entwickeln werden. Etliche weichen ins Mietsegment aus. Das Angebot am Wohnungsmarkt insgesamt ist indes deutlich größer geworden.
Die Preise geben nach
Die Folge ist: Die Kaufpreise werden in diesem Jahr nicht steigen, sondern je nach Region konstant bleiben oder sinken."Wenn die Zinsen steigen, fallen die Preise", sagt Johannes Wild, Fachgruppenobmann-Stellvertreter der Immobilientreuhänder. Freilich werde es drauf ankommen, wie sich die Zinsen in den nächsten Monaten entwickeln. Bernhard Reikersdorfer, Geschäftsführer von Remax Österreich, rechnet mit einem Rückgang von bis zu fünf Prozent bei Eigentumswohnungen und Einfamilienhäusern. Das sei freilich moderat im Vergleich zu den Anstiegen der vergangenen Jahre. Bei Grundstücken werde der Preisrückgang zeitversetzt einsetzen.
Jetzt sei also der richtige Zeitpunkt gekommen, um Eigentum zu erwerben, wenn man die passende Immobilie gefunden habe. "Denn die Käufer sitzen unter Umständen am längeren Ast, wenn es um den Kaufpreis geht", betont Reikersdorfer. "Wer eine Neubauwohnung erwirbt, kauft jetzt jedenfalls günstiger", sagt Johannes Wild. Hier würde ein zusätzlicher Effekt wirken. Da der Wohnungsneubau rückläufig ist und die Baupreise nach wie vor sehr hoch sind, werden die in den nächsten Jahren errichteten Wohnungen wahrscheinlich zu deutlich höheren Preisen auf den Markt kommen. Der aktuelle Preisrückgang bezieht sich daher auf Bestandsimmobilien.
Preisspiegel der Innung
2022 wurde laut dem Preisspiegel des Fachverbands mehr gemietet als gekauft. Dieser Trend werde sich heuer fortsetzen, denn viele Menschen sehen die Mietwohnung als kurz- bis mittelfristige Wohnalternative zum Kauf zur Eigennutzung.
Die Wohnungsmieten am freien Markt sind im Vorjahr österreichweit um vier Prozent gestiegen und liegen bei 8,7 Euro/m² im Monat. Im Westen Österreichs und in Wien sind die Mieten traditionell am höchsten, in Kärnten, der Steiermark und dem Burgenland am niedrigsten. Eigentumswohnungen im Bestand waren in Salzburg am teuersten mit durchschnittlich 4.050 Euro pro m², gefolgt von Wien mit 3.389 Euro/ m². Am günstigsten sind sie in Eisenstadt mit 1.878 Euro/ m².