Schloss Sunzing im Innviertel wurde sanft renoviert und liebevoll aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Schlossherr Gerald Birkner gewährt Einblicke in sein Refugium.
„Als Kind nahm mich mein Vater an den Wochenenden mit zum Fischen und dann auf ein Kracherl ins Schloss, in dem damals ein Gasthaus war. Dass ich eines Tages der Schlossherr sein werde, war für mich unvorstellbar,“ erzählt Gerald Birkner beim Spaziergang durch sein mit viel Liebe und Kreativität renoviertes Schloss Sunzing im oberösterreichischen Innviertel.
Auf der Suche nach einem Refugium in seiner Heimat stieß er über eine Onlineplattform auf den zwischenzeitlich ziemlich verfallenen Ort seiner Kindheit. „Nach einigem Zögern und Verhandeln mit dem Besitzer fiel die Entscheidung, das Schmuckstück auf Lebenszeit zu mieten.“
Als Unternehmer und Eventplaner in Wien hat Gerald Birkner ein besonderes Gespür für die schönen Dinge des Lebens. Er legt großen Wert auf Design, Kreativität und hochwertige Materialien – beim Einrichten aber auch beim Essen. Von Freunden wird er als leidenschaftlicher Gastgeber geschätzt. Seit drei Jahren verbringt der Wahl-Wiener seine Wochenenden und Urlaube nun im idyllischen Mining und weckt das ehrwürdige Gebäude aus seinem Dornröschenschlaf. Schritt für Schritt erhielten die dicken, kalten Mauern des 1474 erbauten Schlosses Wärme und Gemütlichkeit. „Wir haben versucht, so viel wie möglich von der alten Substanz zu erhalten und dabei dennoch einen modernen Touch hineinzubringen.“
Noch mehr Einblicke gewährt der Gerald Birkner im Video:
Alte Dielenböden und verzogene Türen erzählen Geschichten aus einer anderen Zeit. An den Wänden wurden Malereien und Deckenfresken zum Teil freigelegt und als Reminiszenz an vergangene Zeiten in den Fokus gerückt. „Das Schwalbenzimmer hat seinen Namen von einer entsprechenden Deckenmalerei. Das ganze Zimmer ist in einem Mint-Ton gehalten, der im Raum bereits vorhanden war. Das ist an den Fensterrahmen noch sichtbar“, erzählt Birkner mit Blick auf die hübsch gestrichenen Holzrahmen, „Diese sanfte Renovierung war nur mit der Unterstützung von Handwerkern aus der Region möglich, die ihr Handwerk verstehen und meine Liebe zum Detail teilen.“
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Bei der Inneneinrichtung wurde auf Qualität und Kreativität gesetzt. So kombiniert Birkner Designer-Betten und -Sofas mit Dachboden-Fundstücken und Antiquitäten. „Ich wollte keine zu gediegene Einrichtung, sondern lediglich das Schloss in die Moderne holen.“ Eine Besonderheit in den Schlafzimmern: Die Kleiderschränke wurden zu Raumteilern umfunktioniert. Mit bedruckten Planen ummantelt sind die Schränke nach hinten offen und damit quasi „begehbar“.
Kreative Lösungen mussten auch beim Lichtkonzept her: „Die Stromversorgung im Haus war dürftig. In den Wänden konnten wir neue Kabel verlegen, aber an den Decken war das kaum möglich, ohne die Fresken zu zerstören. Also helfen wir uns mit aufladbaren LED-Leuchten, die überall im Schloss stehen“, beschreibt der Einrichtungsprofi und scherzt: „Damit kann man nachts als Schlossgespenst umher spazieren.“
Farblich zur Wand abgestimmt sind in den unterschiedlichen Schlafräumen auch die Textilien. Im Schwalbenzimmer dominieren Grüntöne, im Turmzimmer kommt das Rosa der Wand auch im Tapetenelement und in der Bettwäsche vor. Dabei hat der Schlossherr Vorlieben: „Natürliche Materialien wie Leinen oder Baumwolle sind am gemütlichsten. Eine kuschelige Tagesdecke rundet das Bild ab und eignet sich hervorragend für ein Mittagsschläfchen.“
Detailverliebtheit bestimmt auch die anderen Räume. In den Bädern bilden alte Spiegel interessanten Kontrast zu modernen Waschtischen. Auch hier finden sich stilvolle Leinen-Handtücher von der italienischen Luxusmanufaktur Society Limonta. In den langen, knarrenden Gängen gesellt sich moderne Kunst zu antiken Möbeln, die Bibliothek wird kurzerhand zum Raumteiler. Originale Keramiköfen machen die Zimmer besonders heimelig.
Herzstück des Schlosses ist aber die Küche: Wo einst die Kutschendurchfahrt war, steht Birkner heute hinterm Herd. Zum ersten Mal wird heuer hier auch Weihnachten gefeiert. „Ich bin ein Deko-Nerd“, gesteht er. „Ich kaufe auch mehrere Christbäume in verschiedenen Größen. Die werden geschmückt und machen auch den Schlossgarten zum Weihnachtswunderland.“
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Der idyllische Landsitz mit 850 Quadratmetern Wohnfläche und knapp 20.000 Quadratmetern Gartenfläche wurde über die Jahrhunderte auch als Mühle oder Gaststätte genutzt. „Es ist ein Privileg, in so einem Haus zu leben. Und ich kann jetzt auch besser verstehen, was es bedeutet, solche Gebäude zu erhalten, zu pflegen und in einem Zustand zu bewahren, der es auch anderen Generationen noch zur Verfügung steht.“ Da die Erhaltung aber Zeit und Geld kostet, gibt es bereits Pläne für die Zukunft des Schlosses: „Ab 2024 möchte ich Sunzing für Konzerte, Hochzeiten und andere Events öffnen. Aber auch als schmuckes Hideaway, für große Familien und Freunde. Mich kann man dann als Koch und Gastgeber dazubuchen, wenn man möchte.“