Mutiger Visionär: der dänische Architekt Bjarke Ingels

Er gehört zu einer neuen Generation von Architekten: der Däne Bjarke Ingels, der Häusern abenteuerliche Formen verleiht. Ein Porträt.

Er gilt als einer der größten Stars der Architekturwelt, mit seinen provokanten Entwürfen und besonders ehrgeizigen Plänen: der 45 Jahre junge Däne Bjarke Ingels und sein Architekturbüro BIG (Bjarke Ingels Group) mit Sitz in Kopenhagen. Eigentlich wollte Bjarke Ingels Comiczeichner werden. Als er schließlich in Barcelona und in Kopenhagen Architektur studierte – zunächst noch, um seine Zeichenfähigkeit zu verbessern, entdeckte er auch seine Leidenschaft für die Architektur. Schließlich hat Bjarke sein Studium abgebrochen und mit Freunden eine Firma gegründet. Das Architekturbüro PLOT gemeinsam mit seinem belgischem Kollegen Julien de Smedt war erfolgreich.

Erste Projekte

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Gemeinsam gewannen sie den Wettbewerb für das Projekt VW Häuser. In der Netflixserie ’Abstract’, in der Ingels eine Folge gewidmet ist, spaziert er durch das Wohngebäude und sagt, dass er vor diesem Projekt „nicht einmal eine Hundehütte gebaut hat“. Seine Stärke: Visionär denken – und keine Scheu davor haben, das auch umzusetzen. De Smedt und Igels trennten sich jedoch, 2006 gründete Bjarke, der bei Rem Koohaas gelernt hatte, seine Bjarke Ingels Group in Kopenhagen. Vier Jahre später kam ein Büro in New York hinzu.

Copenhill

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Zurück zu den Visionen: Eine davon ist vor nicht allzu langer Zeit wahr geworden: Copenhill heißt die Müllverbrennungsanlage, die zugleich ein Kraftwerk ist, auf der man Ski fahren kann. Entstanden ist das höchste Gebäude Kopenhagens, wenn man am 90 Meter hohen Gipfel steht, kann man Bergluft schnuppern, zugleich den Blick aufs Meer genießen und dann den Hang hinunter wedeln. Um zu zeigen, dass der Industriebau grüne Technologie beherbergt, hat sich Bjarke Ingels etwas Verspieltes einfallen lassen. Der Rauchfang der Anlage wurde so designed, dass er Dampfringe ausstößt.

Mehrwert schaffen

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Besonders innovativ geht der Architekt, dessen Motto „Yes is more“ ist (diesen Titel trägt auch seine Monografie, die 2010 erschienen ist), auch an die Planung von Wohnhäusern heran. Das sieht man etwa an dem Projekt Mountain Dwellings in Kopenhagen. Die Anforderung: Viele Parkplätze und Wohnraum zu schaffen. Entstanden ist ein künstlicher Berg, der nach Süden hin abfällt. Unter den 80 terrassenförmig angelegten Wohnungen befinden sich die 450 Parkplätze. Mit dem Auto gelangt man so bis fast vor die Wohnungstüre. Die Wohnungen sind so übereinandergestapelt, dass jede über einen begrünten Bereich verfügt. Der Plan des Architekten: Zusätzlichen Wert schaffen, sodass Bewohner sich nicht zwischen einem Leben mit Garten und guter städtischer Erschließung entscheiden müssen.

Internationale Bauten

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Hat Bjarke Ingels zu Beginn vor allem in seiner Heimat Kopenhagen gebaut, so plant er heute Gebäude für die ganze Welt: Via 57 West und der Entwurf für den Two World Trade Center in New York, das Headquarter von Google in Kalifornien, einen Pavillon für die elitäre Serpentine Galerie in London und aktuell die Toyota City in Japan, um nur einige zu nennen.

Toyota City, Two World Trade Center

WERK

Die innovativen, abenteuerlichen Formen, in die Bjarke seine Häuser gießt, haben jedoch keinen Selbstzweck, sondern im besten Fall mehrere Funktionen, die den Bewohnern zugute kommen.

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 Ingels ist niemand, der sich Denkmäler baut, sondern konkrete, nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft sucht.

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