Musik für Stereotypen: Welche Anlage am besten zu Ihnen passt

Große Boxen, kleine Smart Speaker, unsichtbare Lautsprecher: Welche Musikanlage individuellem Bedarf entspricht

Der Schlagzeuger sitzt hinten links. Er streicht mit einem Schlagzeugbesen über die Trommel. Der Kontrabassspieler rechts vorne streicht mit einem Bogen – eher untypisch bei Jazz – über die Saiten seines Instruments. Tiefe Töne erklingen. Später zupft er sie, was dem Stück mehr Schwung verleiht und zu den schneller gewordenen Klängen des Klaviers passt.

Die Augen der Zuhörer sind geschlossen, trotzdem haben sie das Gefühl, die Band rund um Jazzpianist Joe Sample auf der Bühne sehen zu können. Sobald sie die Augen öffnen, verschwinden die Musiker.

Stattdessen erscheinen zwei Lautsprecher, verbunden mit einem Verstärker und einem Abspielgerät (Plattenspieler, CD-Spieler oder Streamer für alles in Dateiformat). „So macht Musik Spaß“, sagt Thomas Rabenseifner. Er ist Inhaber des Musikgeschäfts simply-HIFI im neunten Wiener Bezirk und Gastgeber des Privatkonzerts.

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Lautsprecher von Audio Note werden in Obertrum, Salzburg hergestellt

Wie viele andere, ist auch er froh, dass der Laden wieder geöffnet ist. Denn: „Audiophile (Anm. klangtreue) Geräte sollten gehört werden, das funktioniert im Onlineverkauf nicht so gut.“ Dabei war das Interesse an guten Klängen in den vergangenen Wochen groß. Eine Nachfrage bei Mediamarkt und Saturn zeigt „reges Kundeninteresse für HiFi und mobile Audiosysteme“. Besonders beliebt: Soundbars und tragbare Bluetooth-Lautsprecher.

Die perfekte Soundanlage

Worauf es beim Kauf einer Anlage ankommt, erklärt Rabenseifner: „Die Musik klingt gut, wenn das Set-up stimmt. Abspielgerät, Verstärker und Lautsprecher müssen aufeinander abgestimmt sein.“

Außerdem spiele auch die Musikquelle eine Rolle. Eine schlechte oder zu stark heruntergerechnete Audiodatei könne das beste Set-up nicht schön spielen. Daher ist das die erste Frage, vor der Musikfans stehen: Platte, CD oder digitaler Streaminganbieter – was ist die bevorzugte Musikquelle? Der Grund: Die Quelle bestimmt die notwendige Elektronik.

Danach beginnt der spaßige Teil: Das Musikhören. Dabei gilt laut Thomas Rabenseifner: „Was gut spielt, entscheidet das individuelle Gehör.“ Es sei nicht nötig, viel Geld auszugeben, wenn kein Unterschied zu hören ist.

Mono oder stereo?

Die Auswahl ist mannigfaltig. Sie reicht vom Monogerät (Streamer, Verstärker und Lautsprecher in einem), über die Stereoanlage (zwei Lautsprecher für räumliche Wiedergabe) bis zum raumübergreifenden HiFi Soundsystem. Rabenseifner lässt die Varianten für sich selbst sprechen oder eher klingen. Dafür verwendet er den bereits bekannten Joe Sample-Song.

Der erste Lautsprecher – ein Monogerät – bespielt den Zuhörer von einem Punkt aus. Rabenseifner: „Das sind sogenannte Smart-Speaker. Sie sind das moderne Kofferradio.“ Diese Geräte sind in Küchen besonders beliebt.

Die zweite Anlage besteht aus mehreren Teilen: Streamer, Verstärker und zwei Lautsprechern. Sobald Rabenseifner auf Play drückt, ist die gesamte Band zu hören. Instrumente erklingen und können räumlich positioniert werden.

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„Speaker Box 5“ von Pro-Ject kostet 249 Euro

Das machen die beiden Lautsprecher und somit der Stereo-Effekt möglich. Beide Anlagen kosten zirka 800 Euro. Rabenseifner fasst zusammen: „Umso höher die Qualität, desto mehr Konzertcharakter entsteht. Das Gefühl, dass die Musik aus der Box kommt, tritt in den Hintergrund.“

Schallplatte feiert Comeback

Das Comeback des Plattenspielers erklärt sich auch durch diesen Effekt. Denn: Die Schallplatte liefert nach wie vor den reinsten Klang. Darin sind sich Experten einig. Thomas Rabenseifner erklärt: „MP3-Dateien und CDs sind digital übersetzt. Dabei gehen zwangsläufig Komponenten verloren. Schallplatten hingegen sind analog. Sie bildet den Klang exakt ab.

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Plattenspieler und Lautsprecher von Pro-Ject

Dafür ist ab und zu ein Knistern zu hören.“ Weltmarktführer für qualitative HiFi Plattenspieler ist Pro-Ject Audio mit Sitz bei Mistelbach, Niederösterreich. Vor 29 Jahren hat Heinz Lichtenegger die Firma gegründet. Vor allem in den vergangenen Jahren sei die Nachfrage nach Plattenspielern gestiegen.

„Die Schallplatte ist ein Kontrapunkt zu einer schnellen Welt“, so Lichtenegger. Menschen hören bewusst Musik und wollen sich nicht nur berieseln lassen. Lichtenegger: „Dafür muss man sich Zeit nehmen und das genießen die Menschen wieder mehr.“

Musik aus dem Off

„Alles soll sauber und fein sein, deshalb müssen HDMI- oder stromführende Kabel unsichtbar sein“, weiß Sophie Kessler, Innenarchitektin bei destilat Architecture + Design. Da die Nachfrage nach versteckten Lautsprechern in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist, ist  es zum Spezialgebiet der 29-Jährigen geworden.

Wichtig ist, Lautsprecher von Anfang an einzuplanen, „ansonsten muss im Nachhinein gestemmt werden.“ Soundsysteme verschwinden dann häufig hinter abgehängten Decken. Dabei wird eine zweite Decke  über die bestehende Decke gezogen und die Musikanlage darin verbaut.  

Destilat

Badezimmerplanung von destilat Architecture + Design mit Lautsprechern hinter den Fliesen

Thomas Spiesberger, Mitbegründer von Inveoo, einem Hersteller versteckter Soundsysteme mit Sitz in Oberweis (OÖ), empfiehlt, den Lautsprecher in der Decke zu verkabeln und nicht über W-Lan laufen zu lassen. Er erklärt: „Für eine stabile Internetverbindung müssen W-Lan-Verstärker eingebaut werden. Kabel funktionieren besser.“ 
Ein deckenbündiger Lautsprechereinbau kostet rund 5.000 Euro. Probehören können Interessierte im Inveoo-Showroom, Parkring 18, 1010 Wien

Inveeo

Inveoo fertigt auch Outdoor-Möbel, die als Lautsprecherversteck dienen

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