Mehr Grün für Atzgersdorf: Ein Stadtteil geht neue Wege

Aus einer alten Lackfabrik in Wien-Liesing soll bis 2028 ein begrünter und autofreier Stadtteil für modernes und leistbares Wohnen werden.

Der kleine Bezirksteil Atzgersdorf in Wien-Liesing hat sein Gesicht in den vergangenen Jahren komplett verändert. Dicht an dicht wurden Tausende Wohnungen entlang der Breitenfurter Straße und im sogenannten Carree Atzgersdorf errichtet. Bäume und grüne Wiesen sucht man hier nahezu vergebens. Einziger Lichtblick bisher: Der ehemalige Campingplatz wird aktuell zu einem Park für alle Bewohner umgebaut.

Stadtpark für alle

Das 27.000 m2 große Areal liegt direkt an der Liesing. Ab nächstem Frühjahr wird es nicht nur Sitzbänke zum Erholen, sondern auch viel Platz für Aktivitäten geben, etwa einen 750 m2 großen Wasserspielplatz mit Wasserlauf, einen Motorikpark oder einen Volleyballplatz. „Ich bin begeistert, dass es bei der Planung des neuen Stadtpark Atzgersdorf gelungen ist, auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Parknutzer konkret einzugehen: Vor allem die Kombination aus dem breiten Spiel- und Sportangebot für Kinder und den Trainingsmöglichkeiten für Erwachsene wird sich bestimmt großer Beliebtheit erfreuen“, so Bezirksvorsteher Gerald Bischof.

MA42/land und wasser

Abwechslungsreiches Spiel- und Sportangebot im neuen Stadtpark Atzgersdorf

Der Lack ist ab

Die Quartiersentwicklung ist hier aber noch lange nicht abgeschlossen, jedoch soll es jetzt grüner werden in Atzgersdorf. Glaubt man den Wiener Verantwortlichen für Stadtplanung, soll das neueste Projekt, das StadtBiotop-Wildquell, zum Vorzeige-Stadtquartier werden. Die ehemaligen Betriebsflächen der Wildschek-Gründe in der Walter-Jurmann-Gasse werden zu einem klimafitten Stadtteil entwickelt.

Park öffnet sich

Direkt an der künftigen S-Station „Benyastraße“ – die laut ÖBB voraussichtlich ab 2032 in Betrieb sein soll – wird aus dem fast vollständig versiegelten Betriebsgebiet der Wildschek Lackfabrik ein zukunftsfähiger und vielfältiger Wohn- und Lebensraum. Highlight des Projekts ist der rund drei Hektar große Park. Der im privaten Besitz gestandene und nach den Prinzipien der englischen Landschaftsarchitektur gestaltete Park wird durch die Entwicklung öffentlich zugänglich. Zwei Biotope sind sein Herzstück.

Zwei Drittel der rund 850 Wohneinheiten werden geförderte Wohnungen sein. Der Entwurf des Architekten Rüdiger Lainer sieht vor, die Fläche mit kompakten Baukörpern geringstmöglich zu bebauen und damit den Park in das Wohnquartier hineinzuziehen und so für wertvollen Erholungsraum und Kühlung in den Sommermonaten zu sorgen. Lainer hat auch die Biotope City in Favoriten mitgeplant und weiß, dass Natur „die Grundlage für die Entwicklung eines sinnlichen und ökologischen Wohlfühlquartiers ist“.

Regenwasser speichern

Der sparsame Bodenverbrauch des städtebaulichen Entwurfs führt gemeinsam mit den geplanten Bauwerksbegrünungen zu einer hohen Speicherung von Regenwasser am Areal. Das kostbare Nass steht in Folge den Pflanzen zur Verfügung. Die CO2-Speicherung des Areals wird sich knapp verdoppeln auf etwa 121 Tonnen CO2 pro Jahr. Die Begrünung des neuen Stadtteils ist also in ihrer Leistung mit dem bestehenden Park vergleichbar.

Auch alternative Energiesysteme wie Geothermie, Fotovoltaik und Wärmepumpen werden zum Einsatz kommen. Die Bauarbeiten sollen 2025 beginnen, die Fertigstellung ist für 2028 geplant.

Architekturbüro Baumschlager Eberle

Der grüne Garten des Bildungscampus ermöglicht erholsame Pausen

Grüner Campus

Bereits fertiggestellt ist der neue Bildungscampus Atzgersdorf für rund 1.100 Kinder und Jugendliche, der rechtzeitig mit Schulbeginn in Betrieb geht. Auch hier wurde an ein innovatives Energiekonzept gedacht. Das Gebäude ist ein Low-Tech-Gebäude mit hoher Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit in Erhaltung, Errichtung und Betrieb. Entwickelt wurde ein spezielles Lüftungskonzept, das automatisierte Lüftung mit natürlicher Lüftung und Nachtlüftung kombiniert. Durch die Nutzung der alternativen Energieträger Erdwärme und Sonnenenergie ist das Gebäude energietechnisch weitgehend unabhängig.

Unterstützt wird das Konzept durch die kompakte Gebäudeform, hohe Wärmedämmung und Speichermassen sowie die Raumausrichtung. Die tief in den Laibungen angeordneten Fenster und die vorgelagerten Loggien wirken zusätzlich gegen sommerliche Überhitzung.

Bessere Öffis

Damit der Verzicht auf das Auto leichter fällt, ist seit September endlich mit dem neuen Busnetz eine Verbesserung im öffentlichen Verkehrsangebot gegeben. Mit der neuen Linienführung der Buslinie 64A ist das „Carree Atzgersdorf“ sowie der neue Schulcampus zusätzlich an die U6 angebunden. Auch neue Radwege wurden in diesem Sommer in der Breitenfurter Straße angelegt.

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