Marc Ange vereint Kunst und Design in extravaganten Entwürfen. Damit das gelingt, verarbeitet er darin Kindheitserinnerungen.
Marc Ange kleckert nicht, er klotzt – und das auf sehr ästhetische Art und Weise. Die Entwürfe des Designers sind opulent und eklektisch. Sie kommen zum Punkt, verstecken nicht, was sie ausdrücken wollen. Das erklärte Ziel des Designers: Die Lücke zwischen Kunst und Design zu schließen. Gelingen soll das mit „Entwürfen, die Realität und Fantasien, sowie Perfektion und Fehler zulassen.“
Im Entwurf von „Il Pavone Throne“ (deutsch: der Pfauenthron) verhilft der Fehler sogar zur höchsten Erkenntnis. Denn als Marc Ange das Dasein des stolzen Vogels studierte, erkannte er: Der Pfau, berühmt für sein erhabenes Gefieder, zieht zwar alle Aufmerksamkeit auf sich, hat aber keine Begabung in puncto Selbstverteidigung. Das Federkleid stellt also nichts anderes als eine Gefahr für den Vogel dar. Marc Ange sieht darin eine „dreiste, extravagante Existenz“.
Faszinierend war dieser Rechercheprozess für den Designer, weil der Pfau sein Beweis dafür ist, dass die Form eben doch über die Funktion gestellt werden kann. Daher ist Il Pavone Throne eine Ode an die angeborene Schönheit.
Sonnenliege mit Heimatgefühl
Für Aufsehen gesorgt hat auch ein weiteres Design, das 2017 präsentiert wurde: Le Refuge. Wobei die Optik des riesigen pinkfarbigen Daybed umgeben von Palmen genauso stark diskutiert wurde, wie die Botschaft hinter dem Stück. Mit Le Refuge (deutsch: Die Zuflucht) möchte Marc Ange einen Ort des Trosts und Friedens kreieren.
Zeitgleich verarbeitet er darin das Gefühl der Heimatlosigkeit. Geboren in Rom, wanderten seine Eltern bald nach Paris aus. Wurzeln schlagen, konnte er dort allerdings nie. Die Palmen rund um das Daybed schaffen Dschungelstimmung.
Der Entwurf bietet nicht nur Sonnenschutz, die Palmen halten auch das reale Leben auf ein paar Meter Abstand. Ironischerweise fand Marc Ange die Inspiration für Le Refuge mit seinem neuen Heimatgefühl in Los Angeles.