Sie sind hell, bieten Freiraum und sind oft Raritäten am Immobilienmarkt: Lofts. Immer häufiger finden sich Loftelemente in Micro-Wohnungen.
„Warum soll ich Wände um das Badezimmer bauen, die mir das Licht nehmen?“ Georg Bechter gibt sich auf diese Frage eine architektonische Antwort und platziert die Badewanne im Schlafzimmer – ohne Wand, dafür mit Vorhang.
„Dadurch können wir visuell Abstand nehmen, wenn wir wollen“, sagt er. Akustisch geht das nicht. Denn: Bechter lebt mit seiner Freundin in einem Loft mit nur einer einzigen Tür im Innenbereich. Probleme ergeben sich dadurch nicht, aber „man muss sich darauf einlassen.“ Die Großzügigkeit überzeugt und „alle träumen vom Loft“, nachdem sie von Georg Bechter eine Führung durch die ehemalige Scheune bekommen haben.
Auch Innenarchitekt Heinz Glatzl sieht das Loft als einen Jugendtraum vieler Kunden. Tatsächlich leben aber nur wenige Menschen in einem – sie ziehen konventionelle Wohnräume vor.
Aber warum?
Heinz Glatzl sieht den Bestand nicht gegeben: „Nach einem cool sanierten Loft sehnen sich viele. Das ist hierzulande aber nur beschränkt zu finden.“ Denn die Backsteintradition war nicht so stark ausgeprägt, wie in Berlin und London – und wenn doch Bauten vorhanden waren, seien sie radikal weggerissen worden.
„Ein Loft war früher ein Produktionsbetrieb und von den wenigen, die es in Wien gegeben hat – wie die Danubia AG im 19. Bezirk – hat man sich schnell verabschiedet.“
Außerdem müsse man auch der Typ für diese Wohnform sein, weiß Georg Bechter. Schließlich ist „alles transparenter, als bei zellularen Strukturen“. Dafür bringt die Offenheit viel Freiraum.
Hell, großzügig, industriell
Die Vorzüge des klassischen Lofts schätzt Richard Buxbaum von Otto Immobilien. Ein ehemaliges Fabriksgebäude, das zu einer Wohnung umfunktioniert wurde, bietet hohe Räume, viel Licht und besondere Atmosphäre. „Das klassische Loft-Angebot ist in Wien begrenzt und daher im höheren Preissegment angesiedelt“, erklärt er.
Das bestätigt Sandra Bauernfeind, Geschäftsführerin von EHL Immobilien: „Lofts sind oft Sonderwünsche. Den Kunden ist die Großzügigkeit so viel wert, dass sie für zwei Zimmer genauso viel zahlen, wie für vier Zimmer im Standard-Grundriss.“
Eine moderne Version des Lofts sieht Immobilienexperte Buxbaum in offen gestalteten Wohnungen ohne Wände. „Sie bieten eine ähnliche Atmosphäre, sind ebenfalls sehr beliebt und verfügen über einen praktischen Grundriss“, erklärt der Immobilienexperte. Sie seien mit klassischen Lofts aber nicht zu vergleichen, da der Industrie-Charakter fehlt.
Loftelemente in Microwohnungen
Nichtsdestotrotz helfen die Grundideen des Lofts, die Strukturen von aktuellen Neubauten zu verbessern – insbesondere im Hinblick auf immer kleiner werdende Wohnräume. Architektin Silvia Prager von Open Architecture verarbeitet Elemente, wie durchgehend hohe Fensterfronten und den Verzicht von Zwischenwänden, um Stadtwohnungen mit 35 bis 52 Quadratmeter optimal nutzen zu können.
Prager: „In Wien verzichten viele Wohnungskäufer in zentraler Lage auf Quadratmeter und achten dafür auf einen guten Grundriss.“ Und diesen – darin sind sich Experten einig– unterstützen nichts besser als die Elemente eines Lofts.