Die Kammer der Ziviltechniker für Wien, Niederösterreich und das Burgenland fordert verstärkt Umbau und Sanierung statt Neubau.
„In der Vergangenheit ist die wachsende Bevölkerung mit dem Neubau beantwortet worden“, sagt Ulrike Schartner, Vorsitzende des Ausschusses Wohnbau und Leistbarkeit in der Kammer der Ziviltechniker, der vor einem halben Jahr gegründet wurde. „Wir müssen aber den Bestand und den Leerstand als Ressource heranziehen.“ Aus diesem Grund fordert die Kammer der Ziviltechniker Wien, Niederösterreich und das Burgenland ein Umdenken. „Wir müssen das Bauvolumen vom Neubau zum Umbau und zur Sanierung umlenken“, so Schartner.
Was es dazu braucht, sei eine Erfassung des Wohnungsleerstands, diese Zahlen gibt es bisher nicht. Erst wenn diese Daten vorliegen, könne man die Weichen für die Zukunft stellen. Konkret geht es darum, dass „keine Neubauwidmung erfolgt, bevor nicht klar ist, dass diese erforderlich ist“, so Schartner. Es könne nicht sein, dass Abbruch und Neubau günstiger seien als die Sanierung.
In diesem Zusammenhang fordert Bernhard Sommer, Präsident der Ziviltechnikerkammer, ein Überdenken der neuen Wiener Bauordnung, deren Entwurf bereits vorliegt. „Die Bauordnungsnovelle wäre ein Glassturz, der die Weiterentwicklung des Bestands verhindern würde.“ Denn die geplante Wiener Bauordnung sähe seiner Meinung nach vor, dass die MA19 bestimmen kann, wo der Bebauungsplan nicht gilt.
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Auch muss klimafreundliches Bauen bezahlbar bleiben. Damit das gelingt, müsste die nachhaltige Nutzung von Ressourcen gelingen. Denn derzeit gebe es massive Nachteile für Bauherren, die mit Re-Use-Materialien im Sinne der Kreislaufwirtschaft arbeiten. Bauteile müssten künftig stärker für den Um- und Neubau reaktiviert werden. Dafür brauche es gesetzliche Grundlagen, etwa die OIB-Richtlinie, welche die nachhaltige Nutzung von Ressourcen regelt. Zudem sollen verstärkt nachwachsende Rohstoffe zum Einsatz kommen.