Eine Badewanne im Schrank, ein Baum im Raum und eine Rutsche zum Garten: Coole Wohnideen von Kathi Reckendorfer.
Auf den ersten Blick fällt es nicht besonders auf. Viel Holz, viel Grün, ein wild romantischer Garten drumherum. Doch wer kurz stehen bleibt, erkennt: Das kleine Häuschen wurde um eine riesige Linde herum gebaut. „Ursprünglich war es das Sommerhaus eines Wiener Ehepaars. Die Vorbesitzer haben einen Teil vom Dach freigelassen für den Baum. Von einer Million Österreicher macht das nur einer! Schon als Kind war ich von dem Ort fasziniert. Es wirkt so verwunschen und wie aus einem Märchen,“ erzählt Kathi Reckendorfer, Gründerin von Blumenbund, begeistert von ihrem Baumhaus.
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Nach Jahren in Wien hat die Blumenspezialistin in ihrem Geburtsort ihren persönlichen Wohntraum verwirklicht. „Nach dem Studium in Salzburg und zehn Jahren in Wien war es Zeit für einen Wandel. Wenn du damit aufgewachsen bist, manchmal den Tag einfach barfuß durch die Wiese laufend zu beginnen, dann willst du irgendwann back to the roots. Also haben wir sofort zugeschlagen und das Haus komplett renoviert.“
Über eine Treppe gelangt man zur Baumkrone, wo sich etwas versteckt der Eingang zum Wohnbereich befindet. Häuser und Appartements in New York, Paris oder Amsterdam standen Pate für das Interior-Konzept: „Auch da leben Menschen auf sehr kleinem Raum. An diesen Vorbildern haben wir uns orientiert“, beschreibt Reckendorfer den Entstehungsprozess. Zuerst wurden also alle Wände entfernt, um ein offenes Wohnen zu ermöglichen. Hat man den winzigen Vorraum passiert, steht man in einem lichtdurchfluteten Wohn-Esszimmer.
Hier trifft Industrial-Chic auf Skandi-Style
Der Boden aus Sichtbeton bietet die ideale Bühne für einen Raum voller Überraschungen. „Ich liebe Möbel und Dinge, die eine Geschichte haben. Darum ist nahezu die ganze Einrichtung auch in irgendeiner Form wiederverwendet. Die alten Büro-Schränke aus der Kanzlei meines Onkels wurden zu Küchenkasten und Bücherregal umfunktioniert. Unser Esstisch stand einmal in einem Heurigen.“ So wie die Möbel in dem entzückenden Haus ein neues Leben fanden, wurden auch Überbleibsel aus dem Ursprungshaus wiederverwertet: Etwa die Holzdielen aus der ehemaligen Küche, die nun als Wandverkleidung im Schlafzimmer ein neues Leben haben.
Die Kreativität der Familie kennt kaum Grenzen. Im Baumhaus wurden etwa auch ehemalige Fensterläden zu Schiebetüren des Kleiderschranks in der Dachschräge. Ein alter Apothekerschrank wurde dank neuer Farbe zur stylischen Kommode im Kinderzimmer. Dort, in Lindas Reich, gibt es noch weit mehr zum Staunen. Eine Wand wurde mit kleinen Holzschindeln verkleidet, „Bei Verwandten im Bregenzerwald habe ich mich in diese Optik verliebt. Die Häuser dort sind außen mit Schindeln verkleidet. Die sehen aus, wie kleine Rüschen.“ Die gekauften Holzschindeln musste Papa Martin dann einzeln an die Wand tackern.
Ein altes Hochbett wurde mit etwas Farbe zum Designstück und bietet unterhalb den perfekten Platz für die Spielecke der jüngsten Baumhaus-Bewohnerin. „Mein Lieblingsplatz“, verrät Linda. Dabei gibt es einige Verstecke in dem Zimmer: Unter der Dachschräge haben ihre Eltern auch ein kleines Häuschen für Linda gebaut. „Das war eine Überraschung zu meinem vierten Geburtstag. Darin spiele ich immer Kaffeehaus!“ Der Schreibtisch für die Erstklässlerin befindet sich allerdings im sogenannten Baumraum: Ein Durchgangszimmer, das durch ein deckenhohes Fenster den Blick auf die imposante Linde freigibt.
Eine Kiste im Kasten
Mama Kathi zeigt uns inzwischen ihr kleines Highlight im Haus: „Ich liebe unser Bad. Durch das große Fenster hat es tolles Licht und ich sehe beim Zähneputzen über die Weinberge,“ zeigt sich die Blumenexpertin noch immer begeistert.
Neugierig macht ein großer weißer Kasten – auch ein Dachboden-Fundstück – wie die Besitzerin erzählt: „Ein besonderes Schmankerl im Haus ist unsere Raumsparbadewanne“, erzählt sie lachend und klappt mit einem Handgriff eine Wanne aus dem Schrank. Dahinter kommt ein Wasserboiler zum Vorschein.
Kaum eine Ecke, die im Baumhaus nicht erwähnenswert ist. Während eine Wand im Gang die vielen Farbschichten der Vorjahre preisgibt, kann man sich im Schlafzimmer auch einer zur Tapete vergrößerten Schwarz-Weiß-Fotografie von Kathis Oma und ihrem ersten Auto erfreuen.
Dekorative Stücke wie die Kinderzimmerlampen mit nordischem Muster findet Kathi auf Flohmärkten und verrät: „Ein absoluter Geheimtipp ist der Flohmarkt in Leopoldsdorf im Marchfeld. Der ist einmal im Jahr im Juni und da gibt es wirklich immer Schönes. Um auch unterm Jahr meine Flohmarkt-Liebe zu bedienen, schaue ich auch zu dem in der Metastadt. Der hat eine ganz gute Mischung.“
Das trifft auch auf das ganze Haus zu: Die perfekte Mischung aus alt und neu, aus selbst gemacht und aufgewertet. Zum Schluss zeigt die Familie auch noch die Besonderheiten draußen: Etwa den Kirschbaum, der durch die Terrasse wächst oder die Rutsche, die davon in den Garten führt.