Kaminofen für Zuhause: Die Trends und worauf man achten sollte

Der Kaminofen ist wunderbare Wärmequelle. Wer sich eine Feuerstelle für Zuhause zulegen will, sollte sich gut informieren.

Wer braucht noch einen Fernseher, wenn er einen Kamin im Wohnzimmer hat? Sich vor dem knisternden Feuer wärmen, dem beruhigenden Flammenspiel zusehen und in Gedanken versinken: Da fällt es nicht schwer, auf die Flimmerkiste zu verzichten.

Feuer ist eine archaische Leidenschaft, seit Jahrtausenden wärmt sich der Mensch daran. Gerade in diesem Jahr ist das Verlangen nach einem behaglichen Zuhause besonders groß.

In Zeiten von Covid-19, in denen man sich nach Sicherheit sehnt und das Thema Cocooning mehr zelebriert wird denn je, ist der Kaminofen ein besonders gefragtes Gestaltungselement.

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Zwei Öfen in einem: „Lucy Cook“ von Austroflamm mit  Kochfläche, die Platz für große und kleine Töpfe bietet

 

Er setzt Räume individuell in Szene, sorgt für Gemütlichkeit und kann als zusätzliches Heiz- oder Kochelement dienen.

„Die aktuelle Lage schürt Ängste. Auch wenn die Krise nicht zwingend auf einen Energie-Engpass zurückzuführen ist, wollen sich viele absichern“, sagt Mario Tscholli von der Firma E. Fessler.

Gute Auftragslage

Seit 1794 stellt der Wiener Traditionsbetrieb Kachelöfen in Handarbeit her, daneben bietet er eine Vielzahl moderner Kaminöfen an.

Die Auftragslage sei derzeit sehr gut, sagt Tscholli. Die Lieferzeiten sind entsprechend angesprungen: „Derzeit muss man mit vier bis sechs Wochen Wartezeit rechnen.“

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„Padua 185“ von Hase aus handgefertigter Keramik in edlen Texturen  mit seitlichem Holzlager, optional auch als Speicherofen erhältlich

Absicherung im Notfall

Sich in Notfällen auf eine gesicherte Energieversorgung verlassen zu können hat an Priorität gewonnen. Dass die wirtschaftliche Komponente ausschlaggebend ist, weiß auch Harald Nohava. „Der Gedanke, sich von äußeren Einflüssen unabhängig zu machen, schwingt bei der Kaufentscheidung mit.“

Der Miteigentümer des Feuerhaus in Wiener Neudorf und in Wien kennt die Wünsche seiner Kunden und weiß, dass der Aspekt der Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielt: „Heizen mit Scheitholz ist in Mode, es ist ein erneuerbarer Energieträger und punktet als lokaler Brennstoff.“

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Der „F 373 Advance“ von Jøtul ist mit Drehfuss erhältlich, so ist das  Feuer von mehreren Winkeln sichtbar

Klimaneutrales Heizen

Holz verbrennt klimaneutral, es wird immer nur so viel abgegeben, wie durch die natürliche Verrottung ohnehin entstehen würde. Die Feinstaubbelastung ist vor allem beim Betrieb veralteter Anlagen groß. Modernen Geräte emittieren nur einen Bruchteil dessen was alte Öfen ausstoßen.

Die Feinstaubbelastung kann weiter reduziert werden, indem der Ofen richtig dimensioniert ist und mit ausreichend Holz richtig befeuert wird. Zudem beeinflusst die Brennstoffqualität – Scheitgröße und Holzfeuchte – die Feinstaubentwicklung maßgeblich.

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„Piko Frame“  mit Baukastensystem von Spartherm

Flammen per App

Auch mit Pellet-Öfen, in denen Holzpellets verbrannt werden, kann umweltfreundlich geheizt werden. Sie sind per App steuerbar und lassen sich übers Smartphone oder Tablet einschalten und auf die gewünschte Temperatur einstellen.

Betrieben werden sie mit Strom – das macht von externen Versorgern abhängig. Im Fall eines Stromausfalls bleibt die Stube kalt. Nohava: „Sie kommen meist in Ferien- und Wochenendhäusern zum Einsatz, wo sie nicht täglich gebraucht werden.“

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Wandmodell „7370“ von Morsø  scheint im Raum zu schweben

Drei Varianten

Bei der Frage, was man kaufen soll, kann zwischen Kachelofen, Heizkamin oder Kaminofen unterschieden werden. Erstere sind individuelle Produkte, die vom Hafnermeister vor Ort aufgemauert werden. „Für moderne Wohnräume sind sie aufgrund ihrer Speichermasse oft überdimensioniert“, erklärt Nohava.

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Harald Nohava vom Feuerhaus Wien vertreibt seit 20 Jahren Kaminöfen

Heizkamine erinnern optisch an moderne Kachelöfen. Sie werden vom Ofensetzer oder Hafnermeister individuell in den Wohnraum integriert und verfügen über eine große Glasscheibe und einen Wärmespeicher. Das Sichtfenster kann hier sogar um die Ecke gehen.

Die dritte Variante wird am häufigsten nachgefragt. Nohava: „80 bis 90 Prozent aller Kunden wollen einen Kaminofen.“ Die Vorteile liegen auf der Hand: Sie können ohne große bauliche Maßnahmen in kurzer Zeit installiert werden – und bei einem Umzug mitgenommen werden.

Leicht Entzündbar

Sichtfenster ermöglichen einen schönen Blick auf das Flammenspiel, wobei der Ofen frei im Raum stehen kann. Die Bedienung ist einfach: Man braucht lediglich hartes Holz (am besten zwei Jahre alt) und eine Anzündhilfe (Wachs getränkte Holzwolle erzeugt auf lange Sicht weniger Asche als Papier).

Schon kann es losgehen: Man zündet das Feuer an, und gleich wird es warm. Darin liegt ein Vorteil gegenüber Kachelöfen, bei denen es länger dauert, bis Wärme abgegeben wird.

Trends: Koch- und Backfunktion

Neben dem Heizen können Kaminöfen weitere Funktionen erfüllen. Tscholli: „Koch- und Backfunktionen liegen im Trend. Hersteller wie Austroflamm oder Lohberger bieten schöne Modelle an.

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Gussofen im zeitlosen Design: „F 602 Eco“ von Jøtul kann mit einer Kochplatte als Zubehör ausgestattet werden

 

Zudem sind individualisierbare Modelle beliebt, bei denen Farben, Griffe, Höhen, Speichermodule und Anbauboxen nach Bedarf frei konfiguriert werden können.“

Energiesparend

Vor allem in der Übergangszeit zeigen Kaminöfen Stärke. Über die Eisheiligen oder an kühlen Sommer- und Herbsttagen heizt man sie schnell und unkompliziert an.

Doch meist bleibt es nicht dabei: „Die meisten Kunden heizen damit den ganzen Winter durch“, sagt Nohava. „Das kann bis zu ein Drittel an Energiekosten sparen.“

Leichte Wartung

Auch die Wartung ist unproblematisch – regelmäßig ist die Aschelade zu entleeren. Die Scheibe brennt sich im seltenen Idealfall selbst frei. Wird sie doch mal schwarz, kann sie mit Zeitungspapier und Asche gereinigt werden.

Freistehende Kaminöfen können praktisch in jedes Haus oder in jede Wohnung eingebaut werden, sofern ein Rauchfang vorhanden ist. Der Aufstellungsort ist durch die Position des Rauchfangs vorgegeben.

Bei einer Kaminmauer oder nicht brennbaren Teilen reichen 5 bis 10 cm Abstand aus. Bei brennbaren Rückwänden oder Möbelstücken ist ein Abstand von 20 cm, bei eingebauten Sichtscheiben von 80 cm erforderlich.

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 „1442“ aus Gußeisen von Morsø mit Eichhörnchenmotiv lieferbar

Anschluss durchdenken

Der Anschluss des Rohres ist eine optische Frage: Bei vielen Modellen kann zwischen einem vertikalen Rohr von oben oder einem kurzen horizontalen Rohrstück an der Rückseite gewählt werden.

Nohava: „Wichtig ist dabei immer, die richtige kW-Leistung auszuwählen.“ Eine Nennlast von 6 kW sind im modernen Wohnbau für Räume von 20 bis 80 Quadratmeter ausreichend. Eine zu große Heizlast kann zu stauender Hitze im Zimmer führen.

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„Elvas“ von Hase ist schlank (ø 39 cm) und produziert nicht zu viel Wärme, ideal für kleine Wohnungen und gut gedämmte Häuser

Wichtigstes Kriterium: Optik

Hochwertige Kaminöfen sind inklusive Zubehör und Montage ab 2.000 Euro erhältlich. Sind alle Punkte geklärt, muss man sich nur noch für das Design entscheiden. Denn Kaminöfen gibt es heute in vielen Formen, Farben und in unterschiedlichen Bauarten.

Zscholli: „Die Optik ist am Ende das wesentliche Kriterium für die Kaufentscheidung.“ Ob im Retro-Look, rund oder eckig – das ist Geschmacksache.

Mit einem Kaminofen legt man sich jedenfalls nicht nur ein Heizgerät zu, sondern auch ein modernes Möbelstück, das das Zuhause mit Wärme, Stil und Behaglichkeit flutet. Damit lässt sich die Corona-Krise zumindest im Privaten sprichwörtlich positiv befeuern.

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