Mit der Energiewende ist das Interesse an smarter Haustechnik gestiegen. Was sie kann und für welche Immobilien sie sich eignet.
Für den Begriff Smarthome stand lange Zeit das Bild von einem intelligenten Kühlschrank, der selbst Milch nachbestellt, wenn sie aus ist. Doch Smarthome ist viel mehr und bringt vor allem viel Komfort beim Wohnen mit sich. Licht, Heizung und Jalousien können automatisch (je nach Helligkeit, Außentemperatur und Sonneneinstrahlung) gesteuert oder über das Smartphone individuell bedient werden.
Das Interesse an Smarthome war bis vor Kurzem nicht rasend groß, gesteht Norbert Ahammer, Geschäftsführer von Siblik, einem Anbieter von Smarthome Lösungen. „Das hat sich mit der Energiewende geändert.“ Nun soll die zum Großteil selber erzeugte Energie im eigenen Haus verwendet werden. „Um das sinnvoll durchzuführen, braucht man intelligente Haustechnik“, ist Ahammer überzeugt.
Was es braucht, damit ein Haus intelligent funktioniert? Es geht um die Gebäudesystemtechnik, die verbaut wird. Meist ist hier von BUS-Systemen die Rede, KNX (einheitliches Kommunikationsmittel für die einzelnen Bereiche, international gültig) ist der Standard, der sich durchgesetzt hat, wenn man herstellerunabhängige Lösungen will.
Bei Insellösungen kann es passieren, dass etwa Ersatzteile in 10 bis 15 Jahren eventuell nicht mehr lieferbar sind. „Daher will man unabhängig von Produzenten sein“, weiß der Siblik-Geschäftsführer. Für die Nutzer selbst soll nicht spürbar sein, welche Technologie im Hintergrund läuft.
Am einfachsten lässt sich diese intelligente Gebäudetechnik im Neubau-Einfamilienhaus integrieren. Wenn man die Systeme bereits bei Planungsbeginn vorsieht, ist dies die einfachste und kostengünstigste Lösung. Wesentlich schwieriger ist das im Bestand und im mehrgeschoßigen Wohnbau. „Die Nachrüstung geht über Funk und das ist nur die zweitbeste Lösung“, betont Ahammer. Dennoch könne so einiges realisiert werden.
Im Einfamilienhaus-Neubau ist in der Regel das Gesamtpaket gefragt, nicht einzelne Komponenten. Für die Grundeinstellungen – Heizen, Kühlen, Beschatten, dimmbare Beleuchtung – muss man mit rund 120 Euro Mehrkosten pro Quadratmeter rechnen, beziffert Ahammer. „Die Basis muss eine vernünftige Lösung sein, dann kann man sukzessive erweitern.“
Energiesparen ist in aller Munde, kein Wunder, bei den Strom- und Gaspreisen. Auch hier spielt das Smarthome eine Rolle. „Denn ohne Smarthome wird das schwierig“, so Ahammer. Wer über den Umstieg zu erneuerbaren Heizsystemen nachdenkt, muss sich gedulden. „Die Firmen sind aktuell nicht lieferfähig, das betrifft die ganze Branche“, so Ahammer. Die Hersteller kommen mit Produktion nicht nach.
Die gute Nachricht: Es hat sich technisch viel getan, mittlerweile liefern Wärmepumpen höhere Vorlauftemperaturen. „Das geht auch mit bestehenden Heizkörpern. Wer selbst Energie erzeugt, will sparsam damit umgehen, etwa mithilfe smarter Heizkörperthermostate, da so Räume separat geregelt werden können.
Doch was ist, wenn der Strom für längere Zeit ausfällt, bei einem Blackout: Geht dann gar nichts mehr? Wer seinen Speicher mit elektrischer Energie auflädt und dies dann nur für die Grundbedürfnisse verbraucht, „kommt seriös zwei Tage lang aus“, so Ahammer. Das gelte für das klassische Einfamilienhaus mit einer 10 kW PV-Anlage und einem ebensogroßen Speicher. „Wenn man sich nur auf die Wärmepumpe und den Heizungskreislauf beschränkt, kommt man etwas länger aus. Die Dauer von zwei Wochen sind betriebswirtschaftlich allerdings nicht darstellbar“, so der Siblik-Geschäftsführer.