In den Entwürfen von Ivana Steiner erscheinen kalte Materialien warm und Glas glänzt golden. Über alte Handwerkskunst und gutes Design.
Es sollte ihr Masterpiece werden. Ein Schmuckstück im Raum, auffällig und elegant. Ivana Steiner stapelt nicht tief. Das beweist die Designerin mit ihren neuesten Entwürfen aus Glas. So ist die Vase „Diamond“, wie der Name schon verrät, in Form eines überdimensional großen Diamanten gestaltet. Der Tisch „Apple Wichard“ mutet hingegen wie ein goldener Apfel an. Der Clou: Das ursprüngliche Material Glas ist nicht wieder zu erkennen. Denn in den Hohlraum der Vase als auch in den des Tisches werden flüssiges Gold und Silber gegossen, nachdem sie mundgeblasen worden sind.
Ecken in der Glaskunst
Um die Herstellung der Kollektion überhaupt möglich zu machen, hat Steiner eine fast vergessene Verbindung zwischen Wien und der tschechischen Stadt Nový Bor wieder belebt. Bereits vor 100 Jahren haben Vertreter der Wiener Werkstätte wie Josef Hoffmann und Dagobert Peche in diesen Glashütten Entwürfe umsetzen lassen. Die Glasbläser der tschechischen Industriestadt beherrschen ihr Handwerk nach wie vor, die Entwürfe von Ivana Steiner brachten sie jedoch ans Limit. „Ecken sind die Grenzen der Glasherstellung und auch der Durchmesser des Tischs mit 54 Zentimetern war eine Herausforderung“, erklärt Steiner.
Flüssiges Glas kommt in die Stahlform
Damit die glühend heißen Tropfen überhaupt aus dem Ofen gehoben werden können, musste ein Gegengewicht am Rücken des Glasbläsers befestigt werden. Dieser legt das Glas dann in eine Stahlform. Darin wird es gedreht und geblasen. Im Anschluss trocknen Tische und Vasen 24 Stunden auf einem Fließband. Steiner: „Die runde Kollektion ist bereits gelungen, am eckigen Tisch muss noch getüftelt werden.“ Bisher ist das Glas beim Öffnen der Stahlform immer gerissen.
Extravagante Entwürfe
Aufgeben ist aber keine Option. Die Umsetzung der Entwürfe ist häufig die größte Herausforderung. Ivana Steiner: „Wichtig ist, Handwerker zu finden, die bereit sind, Neues auszuprobieren.“ Damit die teilweise extravaganten Entwürfe von Steiner entstehen können, legt sie viele Kilometer zurück. „Man muss vor Ort sein, um sicherzugehen, dass Details so umgesetzt werden, wie man das möchte.“ Perfekt müssen und können von Hand gefertigte Stücke im Übrigen nie sein. Steiner: „Nur Industrieprodukte sind ohne Makel.“