Gefiederte Gäste im Hausgarten

Der natürliche Lebensraum von Vögeln wird immer mehr zurückgedrängt. So wird der eigenen Garten vogelfreundlich gestaltet.

Versiegelte Bodenflächen, fehlendes Grün und heiße Sommer, in denen Tümpel und Wasserstellen austrocknen: Für heimische Wildvögel wird es immer schwieriger, natürliche Nistplätze zu finden und ihren Nahrungsbedarf zu decken. Diese Not können private Gärten abfedern:  Mit einer vogelfreundlichen Gestaltung kann man den flatternden Freunden neuen Lebensraum bieten. 

Finken haben es  in unseren Siedlungen besonders schwer. „Einige Arten verzeichnen stark rückläufige Bestände – zB. der Girlitz, ein kleiner gelber Singvogel, oder der Bluthänfling, dessen Bestände in den letzten 20 Jahren um die Hälfte zurückgingen“, sagt Ornithologin Eva Karner-Ranner. „Sie sind  auf ein reiches Angebot an Kräutersamen angewiesen. Vom Löwenzahn im Rasen über das Hirtentäschel im Blumenbeet bis zur Wegwarte am Wegesrand reicht die Vielfalt an Wildkräutern, die für sie wichtig sind. Leider werden unsere Ortschaften immer ärmer an diesen einst häufigen Pflanzen.“ 
Die Expertin arbeitet seit vielen Jahren für den Verein Birdlife Österreich und weiß, was man unternehmen kann, um Vögel in den Garten zu locken. 

A. Karner-Ranner

Ornithologin Eva Karner-Renner

Zunächst sollten geeignete Plätze zur Nahrungssuche, zum Verstecken, Schlafen und zur Jungenaufzucht vorhanden sein. „Je nach Größe des Gartens sollte er möglichst vielfältig gestaltet sein –  mit  unterschiedlichen Vegetationshöhen“, sagt Karner-Ranner. Ein Nebeneinander von  Hecken und Bäumen, Stauden und offenen Flächen, hohen und niedrigen Wiesenbereichen macht das grüne Wohnzimmer für viele Arten attraktiv. „Die Amsel etwa sucht in niedrigen Wiesen Nahrung, zum Brüten braucht sie dichtes Gebüsch und  im Winter nutzt sie  Laubhaufen zur Futtersuche.“ 


Alte Bäume, vor allem Obstbäume,  dienen vielen Arten zur Futtersuche, als Versteck oder Brutplatz. Wenn es daran mangelt,  können Nistkästen mit verschieden großen Einfluglöchern aufgehängt werden. „An einem Baum in 2,5 bis 3 Metern Höhe, wo sie vor Katzen und Mardern geschützt sind, ist der optimale Standort.“ 
Das Flugloch sollte nach Osten oder Südosten zeigen und nicht dem Regen ausgesetzt sein. „Der Herbst ist ein guter Zeitpunkt, weil Nistkästen von einigen Arten als Schlafstelle genutzt werden“, sagt Karner-Ranner.     Vögel bauen jedes Jahr ein neues Nest, darum ist regelmäßiges  Reinigen wichtig: „Nistkästen sollten deshalb jährlich im Herbst geleert und am besten auch mit einer Drahtbürste gesäubert werden, um Parasiten zu entfernen.“ 

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Der Girlitz hat es in unseren Siedlungen besonders schwer. 

Auch kleine Bade- und Trinkgelegenheiten erfreuen die kleinen Gäste: Sie verbringen viel Zeit mit der Pflege ihres  Gefieders, flache Uferzugänge zu Biotopen, kleine Wasserläufe oder Vogeltränken  sind dafür ideal.

Die meisten Vogelarten ernähren sich von Kleintieren, sprich: Insekten. Je mehr Spinnen, Blattläuse und Würmer in einem Garten leben, umso attraktiver ist das für Vögel. "Verzichten Sie auf Gift. Mit Pflanzenschutzmitteln vernichtet man nicht nur unerwünschte ’Schädlinge’, sondern auch viele andere Kleintiere“, so die Expertin.

 

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Auch Kohlmeisen fressen Samen und Blättchen von Wildkräutern.

Wildvögel sind hungrige Gesellen, sie haben enorm großen Futterbedarf. Eine Blaumeise etwa verspeist rund 800 Blattläuse pro Tag, nur um den eigenen Kalorienbedarf zu decken. In besonders gut gepflegten Gärten sind diese Mengen kaum zu beschaffen. Deshalb empfehlen manche Experten die Fütterung von Wildvögeln auf das ganze Jahr auszudehnen. Karner-Ranner rät jedoch zur Vorsicht: „Manche Arten z. B. Sperlinge können davon durchaus profitieren. Aber sie brauchen wie die meisten Arten zur Brutzeit Insekten, da nützt die Ganzjahresfütterung nichts. Wenn keine Insekten vorhanden sind, wird unter Umständen falsches Futter an die Nestlinge verfüttert“.  

Zudem ist auf Hygiene zu achten. Es sollten unbedingt geschlossene Futterhäuser (Silohäuser, Futtersäulen) verwendet werden, um eine Verschmutzung zu verhindern. „Sobald man kranke Tiere an der Futterstelle bemerkt, sollte die Fütterung eingestellt werden, damit sich keine weiteren Vögel anstecken können. Im Sommer handelt es sich meist um Trichomoniasis, die beim Grünling bereits zum Bestandsrückgang geführt hat“, schildert die Ornithologin.

 

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Spatzen sind häufige Besucher heimischer Gärten.

Viele der heimischen Wildvögel bleiben auch im Winter bei uns und ziehen nicht in den Süden. Damit sie sich in der kalten Jahreszeit  wohlfühlen, kann man jetzt Vorbereitungen treffen: Samenstände von  Kräutern, Blumen und Stauden stehen lassen – sie werden im Spätherbst und Winter von den Vögeln abgeerntet und sehen auch noch dekorativ aus. Wer einen Teil des Fallobstes liegen lässt, schafft eine gute Nahrungsgrundlage für Amseln und Drosseln. Eine Totholzecke oder eine Ecke mit Laubstreu bietet nicht nur dem Igel einen guten Winterplatz. Darin überwintern auch viele Insekten, die eine natürliche Futterquelle für die kleinen Flattertierchen im Winter sind. 

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