Die Sommer werden heißer und trockener. Begrünte Dächer schaffen einen Ausgleich: Sie erzeugen ein angenehmes Raumklima.
Mit den wärmeren Tagen kommt auch die Angst vor der Sommerhitze zurück. Temperaturen um die 40 Grad, wie wir sie vergangenes Jahr erlebt haben, sind selbst bei heruntergelassenen Jalousien und geschlossenen Fenstern kaum zu ertragen.
Um für kommende Hitzeperioden gerüstet zu sein, kann es sinnvoll sein, über eine Dachbegrünung nachzudenken. Denn sie wirkt wie ein Hitzeschild: Pflanzen kühlen durch die Verdunstung von Wasser die Umgebung und gleichen so das Klima etwas aus.
„Mit Kies oder mit anderen künstlichen Oberflächen abgedeckte Dächer können eine Temperatur von 80-90 Grad oder mehr erreichen. Bei begrünten Dächern liegt sie nicht wesentlich höher als die Lufttemperatur“, sagt Roman Fritthum, Experte für Bauwerksbegrünungen bei Optigrün.
Das Grün schützt vor schädlichen UV-Strahlungen und wirkt zugleich isolierend. Im Sommer bleiben die Räume darunter kühler, im Winter geht weniger Wärme verloren. Das beeinflusst auch die Lebensdauer der Dachabdichtung. Fritthum: „Ist sie weniger Temperaturschwankungen ausgesetzt, kann sich die Nutzungsdauer um 10 bis 20 Jahre verlängern.“
Darüber hinaus bieten Gründächer viele ökologische Vorteile. „Sie binden Staubpartikel und Schadstoffe aus der Luft, verlangsamen den Abfluss von Regenwasser und tragen damit zur Entlastung der Kanalisation bei. Zudem steigern sie die Artenvielfalt“, sagt Landschaftsarchitektin Vera Enzi vom Innovationslabor Grünstattgrau. „Gründächer können von Pflanzen und Tieren genutzt werden, die sonst keinen Lebensraum und keine Ressourcen finden.“
Blühende Dächer geben der Welt einen Teil des verbauten Raumes zurück und schaffen neue Aufenthaltsräume. Diese Erkenntnis findet große Verbreitung: Österreich kann seit vielen Jahren auf hohe Standards und einen stabilen Markt zurückblicken. Enzi: „Pro Jahr werden rund acht Prozent aller neu errichteten Flachdächer begrünt. 2019 waren das rund eine Million Quadratmeter.“
Dachbegrünungen sind bei Austrian Standards normativ geregelt (ÖNORM L1131) und hochqualitative Komponenten sowie Aufbauten durch das ’Gründach Gütesiegel’ vom Verband für Bauwerksbegrünung ausgewiesen.
Für ein üppiges Vegetationspolster müssen die Funktionen eines natürlich gewachsenen Bodens auf wenige Zentimeter komprimiert werden. Bestandteile sind ein wurzelfester Belag und spezielle Funktionsschichten, die für Belüftung, Drainage, Wasserspeicherung, Nährstoffversorgung und Verankerung zuständig sind.
Je nach Nutzung, Pflanzenarten und Pflegeaufwand wird zwischen intensiver und extensiver Begrünung unterschieden. Erstere wird auch Dachgarten genannt und erfordert eine gewisse Statik. Sie ist eher aufwendig mit Stauden und Sträuchern, aber auch Rasenflächen und Bäume gestaltet. Häufig werden Terrassenflächen, Sitz- und Gehbereiche kombiniert, bei Tiefgaragendecken auch Spielplätze oder Wasserbecken.
Naturnahe Bepflanzungen werden als Extensivbegrünungen bezeichnet. Fritthum: „Neben Gräsern, Kräutern und Wildstauden kommen verschiedene Sedumarten zum Einsatz. Sie erhalten sich weitgehend selbst und benötigen keine zusätzliche Bewässerung.“
Eine Sonderform stellt das Solargründach dar. Fritthum: „Fotovoltaik-Module werden auf dem Dach installiert, ohne in die Konstruktion und Dachabdichtung eingreifen zu müssen. Die Vegetation verläuft unterhalb der Module.“ Der Vorteil: Die Verdunstungskühlung der Pflanzen kann die Effizienz der Anlage um bis zu fünf Prozent steigern.
Am besten geeignet sind Flachdächer, aber auch schräge Dächer können begrünt werden. Die Montage sollte in der Regel einem Profi überlassen werden. Wer trotzdem selbst Hand anlegen möchte, sollte sich auf das Carport oder die Gartenhütte beschränken. Dort hält sich der Schaden in Grenzen, wenn Wurzeln unter falsch verlegten Bahnen wachsen und Regen eindringt.