Energie-Umstieg im Mehrparteienhaus: Wie soll das gelingen?

In Mehrparteienhäusern können einzelne Mieter oder Wohnungseigentümer nur schwer etwas an der Energieversorgung ändern. Welche Möglichkeiten es gibt.

Raus aus teurem Öl und Gas ist die Devise der Stunde. Für Besitzer von Einfamilienhäusern ist der Umstieg leichter umsetzbar, schließlich können sie mit der Immobilie und dem Grundstück tun, was sie wollen. Anders sieht das bei Mehrparteienhäusern aus. Hier ist bis jetzt nicht klar, wie ein Umstieg aussehen könnte. Erste Ansätze sehen diese Möglichkeiten:

PV-Gemeinschaftsanlage

Mieter und Wohnungseigentümer, die an einem Strang ziehen, können zum Beispiel eine Photovoltaikanlage am Hausdach installieren. Das ist seit der Novelle des Elektrizitätsgesetzes 2017 möglich. Allerdings wurden bisher erst wenige dieser Anlagen umgesetzt, ca. 700. Dennoch springen große Wohnungsfirmen und Energiedienstleister mittlerweile auf diesen Zug auf. So schätzt Wien-Energie-Chef Michael Strebl, dass sich gemeinschaftliche PV-Anlagen auf jedem zehnten Dach in Wien lohnen könnten. Einen Leitfaden für die Umsetzung findet man unter pv-gemeinschaft.at

Industrielle Abwärme

Die Abwärme von Unternehmen kann zum Heizen von Wohnungen eingesetzt werden. In Linz ist das bereits der Fall: Ein Zehntel der Linzer Fernwärme speist sich aus der Abwärme der voestalpine. Freilich wird die industrielle Abwärme erst dann gänzlich CO2-neutral, wenn auch die Industriebetriebe von fossilen Energieträgern loskommen. In Wien wird die Abwärme der Therme Wien genutzt, um 1.900 Oberlaaer Haushalte zu heizen. Die Wien Energie hat dazu eine Wärmepumpe errichtet, diese nutzt die Abwärme des Thermalwassers zur Erzeugung von Wärme.

Erdwärme

Aktuell wird Fernwärme in Wien  zu großen Teilen aus Gas hergestellt. Um davon unabhängig zu werden, baut die Stadt Wien bis 2026 eine Geothermie-Anlage in der Seestadt Aspern. Sie soll bis zu 20 Megawatt Leistung bringen und rund 20.000 Haushalte versorgen. Um an das 100 Grad heiße Thermalwasser zu kommen, sind drei Bohrungen in eine Tiefe von 3.000 Metern erforderlich. Erdwärme-Anlagen können grundsätzlich auch im kleineren Stil am Grundstück einer Wohnanlage errichtet werden, wenn ausreichend Platz vorhanden ist.

ATP-Gyo?rgy Palko? und SORAVIA

Quartier Schnirchgasse am Donaukanal

 Flusswasser nutzen

Die Nutzbarmachung von Wasser in urbanen Räumen ist ebenfalls eine Möglichkeit zur Bekämpfung des Klimawandels. Wie das funktioniert? Dem Flusswasser wird Wärme entzogen und mittels Wärme-Kälte-Kopplung auf ein höheres Energieniveau gehoben. Zum Einsatz kommt dieses Verfahren am Wiener Donaukanal. Mit dem Projekt „Stadt. Land. Flusswasser.“ hat Soravia eine emissionsfreie Versorgung des Quartiers Schnirchgasse mit 110.000 m² Wohnfläche realisiert. Mit einem Flusswasserentnahmebauwerk werden dem Donaukanal bis zu 1.000 m³ Wasser pro Stunde entnommen. Die Entnahme genehmigen muss die MA 58, zuständig für Wasserrecht. Zudem wurden fünf Brunnen gegraben, das Grundwasser wird zusätzlich genutzt, um Wärme- und Kälteenergie zu erzeugen.

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