17.400 Eisenstädter wissen die perfekte Kombination von Stadt und Land an einem Ort bereits zu schätzen. Und jedes Jahr werden es mehr. Das treibt auch die Immobilienpreise in die Höhe.
Leben wie am Land mit der Infrastruktur einer Stadt: So lassen sich wohl am ehesten die Vorzüge der Freistadt Eisenstadt kurz zusammenfassen. Kein Wunder also, dass sich die Landeshauptstadt des Burgenlandes großer Beliebtheit erfreut und jährlich Zuzug verzeichnet.
Von 2011 bis 2021 erhöhte sich die Einwohnerzahl um 24,3 Prozent auf mehr als 17.400 Einwohner. „Diese Menschen haben unsere Stadt ganz bewusst als ihren neuen Lebensmittelpunkt ausgewählt“, weiß Bürgermeister Thomas Steiner und kennt auch die Gründe: „Wenn ich unsere Neubürger nach den Beweggründen für diese Entscheidung frage, dann sagen sie mir: Hier gibt es eine hohe Lebensqualität. Geht man vor die Tür, ist man praktisch gleich im Grünen. Es gibt leistbaren Wohnraum, eine Vielzahl qualitativ hochwertiger Schulen und jedem Kind wird ein Betreuungsplatz garantiert. Die medizinische Versorgung mit zahlreichen Fachärzten und einem Krankenhaus ist sehr gut. Durch unsere Stellung als Landeshauptstadt findet man alle wichtigen Behörden in der Stadt.“ Aber auch viele, die hier geboren, aber weggezogen sind, kehren gerne wieder in ihre Heimatstadt zurück.
Preise steigen
Diese Lebensqualität hat aber ihren Preis wie Daniela Weiss, Remax-Expertin für den Bezirk Eisenstadt bestätigt: „Die Nachfrage nach Immobilien im Bezirk Eisenstadt ist in den vergangenen Jahren konsequent angestiegen, vor allem die Landeshauptstadt sowie Neusiedl am See zählen zu den teuersten Regionen im Burgenland. Besonders begehrt sind Liegenschaften in den Stadtteilen Klein Höflein und St. Georgen. Hier findet man die meisten Luxusimmobilien mit einem tollen Blick über die Stadt Richtung Süden.“
Das treibt die Immobilienpreise nach oben, wie der Marktbericht von Engel & Völkers bestätigt: Der durchschnittliche Preis für Eigentum betrugt 2021 in Eisenstadt-Stadt 4.068 Euro, das entspricht einem Anstieg von knapp 181 Prozent im Vergleich zum Jahr 2017.
Traditionellerweise findet man in Eisenstadt einen hohen Anteil an Einfamilienhäusern. Zu ihrem Schutz wurde der neue Bauzonenplan beschlossen. Dieser beschränkt die Anzahl der Wohnungen auf die Größe des Grundstückes. Da zeigt bereits Wirkung wie Bürgermeister Steiner erzählt: „Wo zuvor 45 Wohneinheiten geplant waren, entstehen jetzt nur 15 Einheiten.“
Neue Projekte
Eine wachsende Stadt braucht aber neuen Wohnraum. Aktuell in Entwicklung ist der Stadtteil Kirchäcker Ost. Hier entstehen in den nächsten Jahren 800 neue Wohneinheiten rund um den vor Kurzem eröffneten Andrea-Fraunschiel-Park. Die Grünraumentwicklung hatte hier oberste Priorität. Der Park entstand, bevor die ersten Bewohner einziehen konnten.
Mit Fingerspitzengefühl
Kurz vor der Fertigstellung stehen die 42 freifinanzierte Mietwohnungen des Projekts „La Vie En Rose“ der VI-Engineers Bauträger, die in unmittelbarer Nähe zum Schlosspark Esterházy in Niedrigenergiebauweise errichtet werden. „An solchen Orten ist in der Planung viel Fingerspitzengefühl gefragt: Das Gebäude mit großzügigen Freiflächen und begrünten Fassaden- sowie Dachflächen fügt sich architektonisch perfekt in das natürliche Umfeld ein. Selbst die Auswahl der angelegten Pflanzen erfolgte in Anlehnung an die regionale Flora mit ihren pannonischen Gräsern und klassischen Gartenhölzern“, so Geschäftsführer Patrick Kloihofer.
Gut zu Fuß
Eisenstadt ist wahrscheinlich die einzige Landeshauptstadt, die keine Rushhour kennt. Eigentlich kann man hier alles sehr gut zu Fuß erledigen. Die Distanzen sind kurz. So spaziert man etwa vom Schloss Esterházy durch die Fußgängerzone zum Rathaus in nur fünf Minuten, in weiteren zehn Minuten erreicht man das Landhaus, den Sitz der burgenländischen Landesregierung. Aber zur Unterstützung fahren vier Stadtbus-Linien, bis Ende des Jahres sogar noch gratis. Zuletzt wurde zudem mehr Geld in den Ausbau des Radwegenetzes als in den Straßenbau – insgesamt zwei Mio. Euro – investiert. Eine engere Taktung des Stadtbusses soll die Erreichbarkeit der Innenstadt weiter verbessern. „Derzeit fahren die Buslinien im Halbstundentakt, das Ziel sind 15-Minuten“, so Steiner.
Belebte Innenstadt
Wovon Eisenstadt hingegen genauso wie viele große Städte betroffen ist, ist der Leerstand in der Innenstadt. Doch das Ruder wurde rechtzeitig herumgerissen mit der Einführung des Innenstadt-Bonus. Dieser richtet sich an Unternehmensgründer, die sich in der Innenstadt ansiedeln und Produkte oder Dienstleistungen anbieten, die es hier noch nicht gibt. Im ersten Jahr bekommen sie 1.000 Euro als monatlichen Bonus, im zweiten Jahr 500 Euro und im dritten Jahr 300 Euro. 17 Unternehmen konnten damit bereits neu angesiedelt werden, zum Beispiel „Stadtkind“, das nachhaltige Kindermode und -möbel anbietet, oder die Gin-Bar „Hopfen & Soehne“.
Auch Ina und Klaus Laubner-Trischitz haben den Innenstadt-Bonus genutzt und im November 2021 ihr französisches Bistro „Chez Paul“ in der Matthias-Marckhl-Gasse eröffnet. Im liebevoll restaurierten, historischen Ambiente werden viele kulinarische Köstlichkeiten aus Frankreich wie Wein, Oliven oder Sardinen angeboten. „Auf unserer Speisekarte stehen u. a. Zitronentarte sowie täglich frische Quiches oder Tartes“, so der ausgebildete Sommelier.
Von Eisenstadt in die Welt
In der Fußgängerzone trifft man auf den Apotheker Robert Müntz von der Salvator Apotheke, die seit 1770 besteht und seit einem Jahrhundert in Familienbesitz ist. Er selbst hat sich vor fast 40 Jahren der Homöopathie verschrieben und produziert mit mehr als 80 Mitarbeitern homöopathische Arzneimittel mitten in Eisenstadt und versendet diese an Kunden weltweit. Robert Müntz wird seinen Betrieb schon in wenigen Wochen an seine Tochter Magdalena übergeben.
Schlossquartier
Ebenfalls zur Belebung der Innenstadt beitragen, soll das Schlossquartier der Esterhazy Immobilien. Vier Wohnhäuser mit 60 Wohnungen und Büros sind geplant. Das zugehörige Hotel Galántha hat vor Kurzem eröffnet.