Wie sich die Lagequalität von Immobilien entwickelt, hängt von vielen Faktoren ab. Welche Grätzel profitieren, verraten drei Expertinnen.
Es gibt nur drei wirklich wichtige Kriterien, um den Wert einer Immobilie zu bemessen, nämlich Lage, Lage und – die Lage: so lautet zumindest seit jeher das Mantra der Immobilienwirtschaft. Gilt das heute noch immer uneingeschränkt? „Ja, allerdings gab es früher sehr gute Lagen und sehr schlechte Lagen, das gibt es heute nicht mehr, in Wien hat jeder Bezirk gute Lagen“, ist Sonja Kaspar von Otto Immobilien überzeugt. Elisabeth Rohr, Geschäftsführerin der Immobilienagentur Elisabeth Rohr Real Estate, beobachtet, dass sich das, was der Begriff gute Lage fasst, verändert hat. „Heute ist damit gemeint, dass eine U-Bahnstation und ein Markt in der Nähe ist.“ Bereits von der U1-Verlängerung profitiert hat zum Beispiel Oberlaa im 10. Bezirk, auch jene Bereiche, wo neue U2- und U5-Stationen entstehen, werden aufgewertet.
Aufstrebende Grätzel in Ottakring
Marlies Muhr vom gleichnamigen Immobilienbüro in Salzburg, Kitzbühel und Wien beobachtet, dass Wohnungssuchende genaue Vorstellungen haben, was eine gute Lage ist.
Lagen, die man kennt
„Viele suchen in Gegenden, die sie schon kennen oder wo sie schon einmal gewohnt haben.“ Für die westösterreichischen Wohnungssuchenden, die Marlies Muhr bei der Wohnungssuche in Wien betreut, sind Altbauwohnungen, die verkehrstechnisch gut an die Autobahn angebunden sind, gut gelegen.
Mikrolagen, die profitieren
Aufstrebende Viertel beziehungsweise Mikrolagen ortet Sonja Kaspar zum Beispiel im 16. Bezirk, im Bereich der Märkte. „Rund um den Yppenplatz hat sich die Szene entwickelt, hier ist auch die Klientel gemischt, vom Akademiker bis zu sehr jungen Leuten“, fasst sie die Vorzüge zusammen.
Am Fuß des Wilhelminenbergs
Aber auch das Grätzel am Fuße des „immer prominenten“ Wilhelminenberg und die Gegend rund um die Endstation der U3 wurden aufgewertet. „Von der Odoakergasse zum Beispiel ist man in fünf Minuten bei der U-Bahn, aber gleichzeitig schnell im Grünen und im Zentrum“, sagt Kaspar. Hier kosten Eigentumswohnungen derzeit zwischen 4000 (gebraucht) und 5000 Euro (Erstbezug) pro Quadratmeter.
Gute Lagen in Hetzendorf
Auch im 12. Bezirk, in Hetzendorf, seien die Preise noch eher im günstigeren Bereich. „Dieses Grätzel war bis zuletzt eher verschlafen, nun steigt aber die Nachfrage, da die Anbindung durch die S-Bahn gut ist und man auch schnell in Schönbrunn ist“, beschreibt Sonja Kaspar. Die Schlöglgasse zum Beispiel lockt mit vielen alten Villen, auch Wohnraum in der Strohberggasse ist gefragt.
Grätzel in Meidling
Ebenfalls einen Entwicklungsschub verzeichnet das Viertel rund um die Meidlinger Hauptstraße, die Wohnungspreise könnten hier steigen, ist die Expertin von Otto Immobilien überzeugt, die Lagequalität der angrenzenden Straßen wie der Vivenotstraße verbessert sich.
Gründerzeithäuser im 4.ten
Doch auch der 4. Bezirk hat aufstrebende Mikrolagen, etwa entlang der Margaretenstraße, beobachtet Elisabeth Rohr, wie zum Beispiel in der Freundgasse mit ihren Gründerzeithäusern und in der Preßgasse. Und der 2. Bezirk, der schon seit einigen Jahren im Aufwind ist, hat im Bereich Hollandstraße angezogen. „Hier reißen sie einem die Wohnungen aus der Hand“, erzählt Elisabeth Rohr. Der Quadratmeterpreis ist bis zu 8000 Euro hochgeschnellt, die durchschnittlichen Kaufpreise betragen für Erstbezugswohnungen 6.600 Euro. Dazu beigetragen hat die Nähe zum Augarten und zur U-Bahn.
Lagen, die aufgewertet werden
Doch welche Grätzel sind demnächst im Kommen? Sonja Kaspar von Otto Immobilien rechnet damit, dass Teile des 15. Bezirks sich ähnlich entwickeln werden wie jene in Ottakring, da sie jetzt noch unterbewertet sind und die Preise günstig. Wenn die U2-Verlängerung gebaut wird, profitiert dann auch das Grätzel rund um den Matzleinsdorferplatz in Favoriten, da die Nachfrage nach Wohnraum anziehen wird.