Seit 1919 dürfen Frauen an der TU Wien Architektur studieren. Zum 100-jährigen werden die Pionierinnen vor den Vorhang geholt.
1919 erkämpften sich die ersten Architekturstudentinnen einen Platz an der TU Wien. Sie bekamen nur dann eine Zusage, wenn sich kein Mann dafür beworben hat. „Damit sollte ein befürchteter Frauen-Ansturm verhindert werden“, erklärt Sabine Plakolm. Gemeinsam mit Dörte Kuhlmann hat sie die Ausstellung „Pionierinnen der Architektur“ zum 100-jährigen Jubiläum im Kuppelsaal der TU Wien kuratiert.
Spannende Biografien und beeindruckende Bauten
„Wir wollten ein umfassendes Bild erstellen und das breite Spektrum zeigen, in denen diese Frauen tätig waren – vom Industriebau bis zum Einfamilienhaus“, so Kuhlmann. Dora Gad hat beispielsweise das Jerusalem Israel Museum und die Inneneinrichtung der Knesset geplant.
Dora Gad studierte zwischen 1930 bis 1934 an der TU Wien. Sie plante das Jerusalem Israel Museum 1965.
Dafür war Helene Koller-Buchwieser Pionierin in mehrfacher Form: Sie promovierte an der TU Wien, legte als erste Frau Österreichs die Baumeisterprüfung ab und hatte die Leitung des Kunsthistorischen Museums inne.
Dass Frauen damals promovierten, sei auch deshalb beachtlich, weil kurz nach Kriegsende auch sehr wenige Männer das Studium abschlossen. „Die Damen stammten aus gutem Elternhaus. Es wurde Wert auf eine akademische Ausbildung gelegt“, weiß Plakolm.
Melita Rodeck mit einem Entwurf für die erzbischöfliche Privatkapelle in Washington 1960. Sie promovierte 1936 an der TU Wien und emigrierte 1939 in die USA
Der Ausstellung ist ein langer Forschungsprozess vorangegangen. Plakolm betreibt seit Jahren Einzelbiografieforschung und Kuhlmann hält Seminare zum Thema. Darin behandelt sie „neben den TU-Damen auch die der Kunstgewerbeschule“ wie Margarete Schütte-Lihotzky. Infos zur Ausstellung unter www.ar.tuwien.ac.at
Margarete Schütte-Lihotzky entwarf 1926 mit der Frankfurter Küche die erste Einbauküche überhaupt.