Konrad Friedel bewegt sich zwischen Handwerk, Design und Kunst. Ein Interview über Perfektion, Selbstbewusstsein und künstlerischen Anspruch.
KURIER: Die Leuchtenkollektion ,Schalentiere’ wurde bereits in Galerien in New York, Schanghai und deutschen Städten ausgestellt – was macht sie so besonders?
Konrad Friedel: Das spannende an den Schalentieren ist, dass sie so komplex sind. Es ist kaum möglich, einen klaren Entwurf zu zeichnen. Eine grobe Skizze, Größe und Farbe können natürlich definiert werden, aber die endgültige Form der Lampe entsteht im Bau. Man könnte das zwar auch mit 3-D-Zeichenprogrammen machen, aber so arbeite ich nicht. Vor dem Computer sitzen, macht mich eher nervös. Das liegt mir nicht. Ich bin ein manueller Typ.
Wie gestalten Sie dann?
Im Umsetzen, mit Handskizzen und direktem Bauen. Den Plan habe ich im Kopf. Bei Auftragsarbeiten zeichne ich etwas für den Kunden, aber für Ausstellungen, baue ich ins Blaue hinein.
Ihnen ist Perfektion und Präzision sehr wichtig. Wann ist dieses Ziel erreicht und das Stück fertig?
Ich schleife so lange herum, bis es zufriedenstellend ist. Das ist Gefühlssache. Perfekt sind nur industriell gefertigte Dinge. Dieses Aalglatte ist langweilig.
Sie arbeiten mit Holz, Stahl, Stoff und Papier. Warum die Vielfalt?
Ich habe zehn Jahre lang nur mit Holz gearbeitet. Als ich begonnen habe einen künstlerischen Anspruch zu stellen, war mir das zu fad. Mit einem einzigen Material ist man sehr eingeschränkt – und Stahl ist auch ein super Material. Die Verarbeitung habe ich mittlerweile perfektioniert.
War Ihr Selbstbewusstsein schon immer so ausgeprägt?
Mein Selbstbewusstsein die Arbeit betreffend hat die Menschen immer wieder überrascht. Ich bin aber nur so weit gegangen, wie ich mich wohlgefühlt habe. Dann steigt das Selbstbewusstsein mit der Erfahrung. Deshalb habe ich auch begonnen, mich Künstler zu nennen. Das war ein Prozess, der viele Jahre gedauert hat. Das hätte ich mich früher nicht getraut.
Warum?
Kunst hat einen höheren Anspruch als reines Handwerk.
Das müssen Sie erklären.
Ich kann Kunst nicht erklären – und genau das ist es. Wenn Dinge nicht verbalisierbar sind, brauche ich die Kunst um kommunizieren zu können. Denn Kunst geht über das Verbalisierbare hinaus.
Seit wann beherrschen Sie dieses Kommunikationsmittel?
Das war ein langer Prozess. Durch Handwerk und Materialien zu sprechen, ist eine irrsinnige Freiheit und Befriedigung. Klar festmachbar ist der Moment, in dem ich vom Möbel weggegangen bin und mehr in Richtung des Skulpturalen gearbeitet habe. Der funktionale Nutzen eines Möbels schränkt extrem ein. In der Skulptur ist man in Form und Material völlig frei und die Lampe, auf die ich mich so stark spezialisiert habe, ist spannend, weil sie einen funktionalen Nutzen erfüllt. Aber sie hat nur die Aufgabe Licht zu machen, dadurch kann man von vielen Objekten, Materialien und Formen ausgehen.
Wenn ich Sie in eine Schublade stecken will – was ist dann Ihr Beruf?
Diese Frage habe ich mir auch oft gestellt. Mich kann man nicht in eine Schublade geben.