Das Büro ist noch lange nicht tot: Schöne Arbeitsplätze gefragt

Moderne Büros werden trotz Trend zum Homeoffice gesucht. Die Office of the Year Awards zeichnen Österreichs innovativste Arbeitsplätze aus.

Leerstandsrekorde bei Büroflächen in Metropolen wie London und New York zeigen, dass die Pandemie und der Trend zu Homoffice Spuren hinterlassen haben. Zwar sind inzwischen wieder mehr Büroarbeiter an ihren Schreibtischen, doch es sind weit weniger als vor der Pandemie. Laut Bürovermittler IWG haben 82 Prozent der Unternehmen in Großbritannien ihre Büroflächen angepasst, um flexibler arbeiten zu können. Ja, der Markt für Büroimmobilien ist im Wandel. Doch Österreich ist anders: Zwar ist auch hier das Homeoffice gekommen um zu bleiben, doch der Büromarkt ist dennoch stabil. Er hat die Veränderungen durch die Pandemie und den Trend zu Homeoffice überraschend gut überstanden, trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen – im Gegensatz zu manchen internationalen Märkten. Es wird fast nichts gebaut, die Neuflächenproduktion in ganz Österreich, aber auch im wichtigsten Büromarkt Wien, bewegt sich auf niedrigem Niveau. Heuer werde in Wien nur 48.800 Quadratmeter neu errichtet bzw. generalsaniert.

„Erst für das Jahr 2024 erwarten wir wieder eine signifikante Steigerung in der Neuflächenproduktion“, prognostiziert Martin Denner, Leiter Research bei Otto Immobilien. Der Flächenzuwachs in diesem Jahr geht auf das Konto von myhive am Wienerberg und des Vio Plaza im 12. Bezirk. In der steirischen Hauptstadt steht der „Smart Tower Graz“ kurz vor Fertigstellung und bietet ausreichend Büroraum für Neuansiedlungen oder Start-ups. In Linz ist das größtes Büroprojekt die Post City. Zahlreiche neue Flächen sind in ganz Österreich bereits vor Fertigstellung vermietet.

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Das knappe Angebot an modernen Flächen lässt die Mietpreise steigen, die Spitzenmieten in der Wiener Innenstadt sind von 27,5 Euro auf 28,5 Euro gestiegen. Die durchschnittliche Büromiete für neue oder generalsanierte Flächen hat sich laut Vienna Research Forum von 15,50 Euro pro Quadratmeter auf 15,80 Euro erhöht. Die große Nachfrage nach Top-Lagen führt dazu, dass die Leerstandsrate lediglich 3,82 Prozent beträgt.

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Gesucht werden Bürostandorte mit optimaler Infrastruktur und Erreichbarkeit. Außerdem werden Nachhaltigkeitskriterien zunehmend wichtiger. „Mieter fordern vermehrt eine Gebäudezertifizierung, um ESG-Konformität zu gewährleisten oder sich Finanzierungs- und Kostenvorteile zu sichern“, beobachtet Steven Scheffler, Teamleiter Büroflächen bei Otto Immobilien. Dies führt zu mehr hochwertigen Standorten und besser ausgestatteten Gebäuden, während Büroflächen in B- und C-Lagen leiden.

Ein starker Trend in Richtung Flächenreduktion ist bei den Büromietern in Österreich aus den genannten Gründen nach wie vor nicht erkennbar. Dies liegt daran, dass Platzreserven viele Vorteile mit sich bringen. So kann das Arbeitsklima beispielsweise durch die Nutzung von Wohlfühlbereichen gesteigert werden. Wird doch Fläche frei, wird sie häufig untervermietet. „Großflächige Untervermietungen sind seit der Corona-Krise ein gängiges Tool“, so Steven Scheffler. Allerdings ziehen auch Unternehmen vermehrt um, aus veralteten an modernere Standorte, meist mit weniger Quadratmetern Fläche (Stichwort Homeoffice und Desksharing).

Christian Steinbrenner/Scheffler/CHRIS STEINBRENNER

Da der Platzbedarf für die klassische Schreibtisch und Sessel-Kombi sinkt, kann Fläche eingespart werden. Gleichzeitig müsse die verbleibende Bürofläche besser ausgestattet werden, so Andreas Ridder. Nur so könne man Mitarbeitende dazu motivieren, ins Office zu kommen. Der Blick nach Deutschland zeigt, dass nur 9,1 Prozent der Unternehmen planen, ihre Bürofläche wegen dieses Trends zu verkleinern, das geht aus aktuellen Zahlen des Ifo-Instituts hervor. „Die überwältigende Mehrheit der Unternehmen lässt ihre Büroflächen unverändert“, so Ifo-Experte Simon Krause.

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Die schönsten Büros 

Bei der Verleihung des Office of the Year Awards von CBRE zeigt sich, dass attraktive Büroflächen dazu beitragen, gute Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. „Seit dem Start des Awards im Jahr 2016 hat sich unglaublich viel getan in der Arbeitswelt. Der Transformationsprozess spiegelt sich auch in den Büros wider“, erzählt Andreas Ridder, Managing Director CBRE Austria. Waren bei den ersten Einreichungen vor sieben Jahren beinahe ausschließlich klassische Groß- und Einzelraumbüros ohne Flächen für Interaktion oder Entspannung zu finden, so werden heute „unglaublich vielfältige und durchdachte Office Lösungen eingereicht“, bekräftigt Ridder die Veränderungen am Arbeits- und Büromarkt. „Sicher ist, dass es Büros auch weiterhin geben wird – sie erhalten nur neue Funktionen.“

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Auszeichnung für die Besten: Im Rahmen des Office of the Year Awards werden Österreichs beste und innovativste Arbeitsplätze in den Kategorien Kleinunternehmen, Mittelunternehmen, Großunternehmen und Co-Working Space gesucht.

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Eine achtköpfige Jury – bestehend aus Designern, Projektmanagern, Workplace-Strategen und Office-Experten – bewertet nach den Kriterien Design & Ergonomie, Flexibilität, Mitarbeiterfreundlichkeit, Wellness & Healthy Office, Innovation & Integration Technik Inspiration & Kreativität, Corporate Identity & Repräsentation. Die Siegerprojekte bestechen durch ihre attraktiven Gemeinschaftsflächen mit viel Wohlfühlatmosphäre.

Christian Steinbrenner

Die Büros der Zukunft müssen aber genauso Rückzugsmöglichkeiten für konzentriertes, ungestörtes Arbeiten anbieten. Ein attraktiver Arbeitsplatz ist ein entscheidendes Kriterium im sogenannten „War for Talents“, dem Kampf der Unternehmen um die besten Nachwuchskräfte. „Die Tatsache, dass rund 50 Unternehmen eingereicht haben, zeigt uns, dass der österreichische Büromarkt in Bewegung ist. An den Ergebnissen – in einer Kategorie gibt es sogar drei 1. Plätze – sieht man das hohe Niveau. Die Arbeitsplätze der Mitarbeitenden sind den Unternehmen wichtig“, so Ridder.

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