Benjamin Hubert: Designen als Analyseprozess

Benjamin Hubert ist erst 36 und zählt bereits zu den gefeiertsten Designern der Welt. Im Interview spricht er über Entwurfsprozesse.

KURIER: Herr Hubert, Sie haben den Speaker „Beosound Balance“ für Bang & Olufsen mit Holz gestaltet – warum?

Benjamin Hubert: Die Idee war Technologie mit sanften Formen des hochwertigen Handwerks zu kombinieren. Wichtig war uns eine hoher handwerklicher Anspruch, um der hohen Audioqualität gerecht zu werden. Optik und Haptik sollten genauso schön und gut aufeinander abgestimmt sein, wie das Audioerlebnis.

Wollten Sie mit dem Holz auch einen nachhaltigen Zugang finden?

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Das Produkt soll so lange wie möglich Freude bereiten. Unser Ziel war, sich nicht daran sattzusehen. Daher sind ein klarer Entwurf, der sich in einfachen geometrischen Formen widerspiegelt, und langlebiges Material wie Holz zwei Grundvoraussetzungen.

Sie designen nicht nur für Menschen, sondern auch Tiere, wie die Kollektion „Cat Person“ zeigt. Wie unterschiedet sich der Entwurfs- und Ideenfindungsprozess bei Tier und Mensch?

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Für das Projekt „Cat Person“ haben wir für beide Seiten – die Katzeneltern und die Katze – ein Produkt entworfen. Unser Job ist, zu analysieren, was die Nutzer eines Produkts brauchen. Es war ein lustiges Projekt und auch sehr lehrreich, weil wir mehrere Bedürfnisse abdecken mussten. Ein Katzenbett muss ins Interieur der Bewohner passen, die Katze will etwas das gemütlich, warm und anpassungsfähig ist.

Wie hat der Analyseprozess bei diesem Projekt ausgesehen?

 

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Ich weiß das klingt albern, aber wir haben die Frustrationen der Katze analysiert. Wann sie isst, in welcher Position sie isst. Dabei haben wir auch die sehr sensibel Schnurrhaare beobachtet. Danach haben wir ein verstellbares Bett entworfen mit abnehmbaren Dach und Wänden. So kann das Bett für viele Katzpersönlichkeiten adaptiert werden.

Sind Sie selbst auch ein Katzenmensch?

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Ich persönlich nicht, aber mehrere Mitarbeiter im Designteam schon.

Sie scheuen nicht vor experimentellen Ansätzen zurück und haben mit „Trove“ einen Prototyp einer Uhr gestaltet, die Zugriff zu Kryptowährung bietet. Wie funktioniert das?

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Um Zugriff zu digitaler Währung zu bekommen, ist immer ein Passwort notwendig. Trove hingegen nutzt den Herzschlag des Nutzers, um die Kryptowährung freizugeben. Die Idee war, dass man sein Passwort verlieren kann, aber niemals seinen Herzschlag, zumindest nicht, solange man am Leben ist.

Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Wir wollten die Diskussion näher an den menschlichen Körper und die Modewelt bringen, statt ein traditionelles Technologiedesign zu entwerfen. Die Zukunft ist digital und auch Kryptowährung wird nicht verschwinden.

Sie haben auch den Rollstuhl „GO“ entworfen, der auf den ersten Anblick ungemütlich aussieht, weil er keine Rückenlehne hat?

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Der gesamte Rollstuhl ist so gestaltet, dass Nutzer so flexibel wie möglich damit umgehen können – und eine hohe oder niedrige Rückenlehne einstellen können. Der Rollstuhl entsteht im 3-D-Druck. Dafür wird der Nutzer gescannt, um die Geometrie des Sitzes individuell anzupassen. Die Idee dahinter ist, dass jeder ein Athlet ist und jedem mehr Bewegungsfreiheit gegeben werden kann.

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