Auch in späteren Jahren selbstbestimmt wohnen

Nur 20 Prozent der über 60-Jährigen wohnen barrierefrei, wollen aber auch nicht ins Pflegeheim. Lösung: barrierefreien Umbau-Maßnahmen fördern.

Die Mehrheit der Senioren in Österreich will in der vertrauten Wohnumgebung der eigenen vier Wände bleiben – auch wenn sich die Gesundheit verschlechtert – und auch keine professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Karl Landsteiner Privatuni für Gesundheitswissenschaften und dem privaten Betreiber von Pflegeeinrichtungen, Senecura, unter 841 Menschen über 60 Jahren.

Der Verbleib funktioniert auch gut, wenn es im privaten Umfeld einen Partner gibt, der im Fall des Falles die Betreuung übernimmt. „Die größte Gruppe, die pflegt, sind Ehefrauen, die ihre Männer pflegen“, sagt Altersforscher Franz Kolland. Doch diese fühlten sich häufig allein gelassen mit der Aufgabe. Daher brauche es Unterstützungsmöglichkeiten, etwa durch den ambulanten Pflegedienst.

Senecura/Martin Hörmandinger

Der Kontakt zur Außenwelt, zu Verwandten und Freunden, funktioniert auch bei Pensionisten immer öfter durch digitale Mittel. Jeder Neunte der Befragten besitzt eine Smartwatch, Sprachassistenz oder einen Staubsaugroboter. Dennoch fehle hier Unterstützung, so Peter Kostelka, Präsident des Pensionistenverbands Österreich. Denn der Umgang mit dem Internet bleibt für die Gruppe der über 80-Jährigen eine Hürde. „ Sie können zum Beispiel nicht am Reparaturfonds teilnehmen, der um Mitternacht online freigeschaltet wird“, nennt er ein Beispiel und fordert eine „virtuelle Öffnung“, denn „man könne nicht jeden 80- bis 90-Jährigen entmündigen.“

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Eine wichtige Stütze für selbstbestimmt lebende Senioren im ländlichen Umfeld sind gute Nachbarn, diese gebe es praktisch nicht im städtischen Raum. Hinzu kommt, dass Pensionisten in der Stadt öfter in Mietwohnungen leben (vier von 10 Senioren leben zur Miete), dort sind Umbauten zur Beseitigung von Stolpersteinen für mehr Barrierefreiheit schwerer umzusetzen als in Eigentumswohnungen oder Einfamilienhäusern.

Lediglich 20 Prozent der über 60-Jährigen wohnt bereits jetzt barrierefrei und nur sechs Prozent planen derzeit einen Umbau. 34 Prozent der über 60-Jährigen wohnen alleine und müssten die Umbaukosten alleine stemmen, auch ein Umzug ist für sie kein Thema.  „Darum sind Förderungen wichtig, die die älteren Menschen dabei unterstützen, ihre Wohnungen bzw. Häuser altersgerecht und barrierefrei machen zu können“, betont Peter Kostelka, Präsident des Pensionistenverbands Österreich und fordert, dass ein Teil der Wohnbauförderung für diesen Bedarf reserviert wird. „In einer barrierefreien Wohnmöglichkeit können älteren Menschen länger leben und so kann auch ihre finanzielle Lage wie auch das Pflegesystem etwas entlastet werden.“

Das Pflegeheim gelte grundsätzlich nicht als Ort zum Wohnen, daher ist die Wohnform des betreuten Wohnens so wichtig geworden, so Markus Schwarz, COO der Senecura-Gruppe, die solche Immobilien in Österreich betreibt. Erst, wenn der pflegerische Bedarf größer wird, wird der Einzug in eine dieser Einrichtung erwogen. „Ein Fokus liegt bereits und wird auch in Zukunft verstärkt auf der Wohnform des betreuten Wohnens liegen“, sagte Schwarz, und: „viele Ältere können sich auch vorstellen, in einer Wohngemeinschaft zu leben.“

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