Architektin Catharina Maul: „Wollte nie Einzelkämpferin bleiben“

Die Architektin Catharina Maul im Gespräch mit dem KURIER über die Bedeutung von Auszeichnungen und künftiges Bauen und Planen.

KURIER: Eines ihrer bisher größten Projekte ist der Um- und Neubau im Zentrum von Zwentendorf. Was wurde hier umgesetzt?

Maul Architekten

 

Catharina Maul: Es gab einen EU-weiten offenen Wettbewerb, den wir gewonnen haben. Dieser bestand aus vier Nutzerwünsche: Die Adaptierung des Rathauses, der Umbau der neuen Mittelschule sowie der Neubau von Musikheim und Heimatmuseum. Teile des Bestands haben wir rückgebaut, vis-a-vis der Kirche ist dadurch ein verkehrsberuhigter Platz entstanden.

 

Sie wurden im Vorjahr als „Emerging Female Architect oft the Year“ ausgezeichnet. Wie wichtig sind solche Preise?

Sie sind für die Arbeit wichtig, weil man damit nach außen hin wahrgenommen wird. Außerdem wird gezeigt, was Frauen leisten. Freilich ist das immer das Ergebnis eines Miteinanders.

Mehr Frauen als Männer studieren Architektur, aber in der Berufspraxis sind sie unterrepräsentiert. Warum ist das so?

Der Beruf ist herausfordernd, das schreckt womöglich ab. Aber ich sehe in meiner Altersgruppe viele Architektinnen mit Kind, die selbstständig Büros führen. Die Situation ist absolut im Wandel.

Sie haben 2017 Ihr Architekturbüro gegründet. Wie schwierig ist so ein Schritt?

Es ist ganz gut, nicht zu wissen, worauf man sich einlässt. Denn es ist ein Sprung ins kalte Wasser. Mein Ziel war von Anfang an, nicht Einzelkämpferin zu bleiben, sondern im Team zu arbeiten. So ist das Büro gewachsen.

Der Präsident der Kammer für Architekten und Zivilingenieure, Daniel Fügenschuh, ist für einen Widmungsstopp und gegen Neubauten. Wie sehen Sie das?

Man kann nicht mehr nur auf der grünen Wiese bauen. Der Bestand hat seine Qualität, diese muss man stärken und man kann Altes und Neues verbinden. Vor 50 Jahren – zu Zeiten von Architekt Karl Schwanzer – forderte man Platz für den Neubau. Dies hat sich grundlegend geändert und muss sich weiter in den Köpfen verankern.

Österreich ist Europameister im Versiegeln von Flächen. Was muss sich ändern, im Hinblick darauf, dass sich die Regierung zum Ziel gesetzt hat, den Flächenverbrauch bis 2030 auf 2,5 ha pro Tag zu reduzieren?

Es braucht mehr Mischnutzungen und verdichtete Bauten, damit das Gebäude nicht den ganzen Tag leer steht und die Bewohner nur zum Schlafen nach Hause kommen. Beispielsweise Verkaufs- oder Ordinationsflächen in Zusammenhang mit einer Wohnnutzung. Es wird vielfach immer noch sehr singulär gedacht, hier Büros, Verkehrsflächen, Kindereinrichtungen, dort Wohnungen. Es muss im Gebauten dichter werden, mit möglichst kurzen Wegen für alle und mehr Grünraum.

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