Büromöbelhersteller tüfteln an Entwürfen, um kollaboratives Arbeiten trotz Sicherheitsabstand zu ermöglichen
Es ist so weit: Frankreich ist das erste Land Europas, das Büroarbeiter zur Maske verpflichtet. Ab 1. September ist die Verordnung gültig. Auch in Österreich blicken Arbeitgeber, Gesundheits- und Bildungsminister dem Herbst gebannt entgegen. Denn sobald sich das Leben wieder in Innenräume verlagert, wird auch die Zahl der Covid-19-Infektionen ansteigen, so die Prognosen führender Virologen weltweit.
Daher bereiten sich Büromöbelhersteller vor und versuchen, der Virusausbreitung mit ausgeklügelten Entwürfen entgegenzuwirken. Hali beispielsweise präsentiert die Stehleuchte Hailey. Darin ist ein Reinigungsgerät eingebaut, das Luft und Oberflächen von Keimen, Sporen und sogar Corona-Viren befreien kann. Mittels Ozon, einem Molekül bestehend aus drei Sauerstoffatomen, werden Mikroorganismen aufgesaugt.
Danach zerfällt das Ozon und wird zu Sauerstoff. Manfred Huber, CEO von Hali: „Die Leuchte bietet eine aktive Unterstützung, Räume gereinigt und gesund zu halten.“ Das sei wichtig, um Teamarbeit weiterhin zu ermöglichen. Huber: „Wir können nicht alle in Einzelbüros stecken und gleichzeitig Teamgeist fordern.“
Nutzerverhalten verändert sich
Dennoch wird das Nutzerverhalten ein anderes. Huber: „Mehr Mitarbeiter befinden sich im Homeoffice, also bleibt für Anwesende mehr Fläche, um Abstand zu halten.“ Geschützt werden Mitarbeiter zudem durch Zonierungen aus mobilen Trennwänden, Regalen oder Pflanzen – sowie durch Buchungssysteme für Büroarbeitsplätze. Kinnarps, der größte Büromöbelhersteller Europas, sieht dies als unumgängliche Methode, um Abstandsregeln einzuhalten.
Auch Blaha mit Sitz in Bisamberg sieht die Möglichkeit von Kooperationen trotz physischer Distanzierung. Barbara Blaha: „Wo bisher flexible Teamzusammensetzungen üblich waren, arbeiten heute fix besetzte Teams.“ Um auf adaptive Raumlayouts eingehen zu können, arbeitet Blaha derzeit an einer neuen Produktpalette. Wie diese aussehen soll, wird aber noch nicht verraten.
Selbstreinigende Stoffe
Auf Produktebene befindet sich auch Kinnarps in einem Veränderungsprozess. Vertriebsleiter Jens Gebhardt: „Büromöbel müssen abwaschbar, tragbar und flexibel sein, sodass Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden können.“ Derzeit werde an selbstreinigenden Stoffoberflächen gearbeitet. „Auch Holz ist weiterhin gefragt, da es auch auf furnierten Oberflächen antimikrobiell wirkt und somit natürlichen Schutz vor Viren bietet.“
Vorbereitungen der Post-Covid-Ära
Die aktuellen Covid-Maßnahmen sind zudem von der Post-Covid-Ära zu unterscheiden, weiß Bene-Geschäftsführer Michael Fried. Derzeit werde der klassische Büroalltag verteufelt, das Homeoffice glorifiziert. Fried: „Diese Debatte wird zu emotional geführt.“
Auch wenn ein Impfstoff entwickelt ist, werden nicht alle ins Büro zurückkehren. „Teile des Remote-Workings (Anm. mobiles Arbeiten) werden bleiben“, ist Fried überzeugt. Büroflächen werden eventuell weniger, dafür die Qualität der Arbeitsbereiche besser. Bis es so weit ist, heißt es Abstand halten und Hände waschen.