Immer mehr heizen alternativ: Die Wärmewende ist voll im Gang

Ob Wärmepumpe, Solarthermie oder Pellets: 2022 wurden erstmals mehr erneuerbare Heizsysteme installiert als fossile. Die Wärmewende nimmt Fahrt auf.

2022 ist das Jahr der Trendwende: Erstmals wurden mehr erneuerbare Heizsysteme installiert als fossile. Ersten Schätzungen zufolge erwarten die Verbände Wärmepumpe Austria, Austria Solar und proPellets Austria einen Absatzrückgang bei fossilen Heizsystemen von über 30 Prozent auf etwa 30.000 Stück.

Rekordverkauf

Wärmepumpen und Biomassekessel überholen fossile Heizsysteme mit einem bisherigen Rekordwert von etwa 80.000 Stück (mehr als 50.000 Wärmepumpen und 30.000 Biomassekessel). Zusätzlich wurden mehr als 11.000 Brauchwasser-Wärmepumpen und über 50.000m2 Solarthermie installiert.

„Solaranlagen fürs Eigenheim werden immer beliebter und sind kurzfristig lieferbar und in ein bis zwei Tagen montiert“, so Roger Hackstock, Geschäftsführer von Austria Solar. Auch bei Pellets gab es 2022 einen Rekord bei der Installation neuer Heizungen. „Eine Investitionswelle in neue Pelletieranlagen ist im Gange und wird die Versorgung langfristig absichern“, erklärt Christian Rakos, Geschäftsführer von proPellets Austria.

Das Thema Nachhaltigkeit und der Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme ist also in den Köpfen der Österreicher angekommen. Angefeuert wurde diese Nachfrage durch hohe Energiepreise und den Kundenwunsch nach Unabhängigkeit, Sicherheit und langfristiger Leistbarkeit.

MARKUS SCHIEDER

Im „Village im Dritten“ werden aktuell jede Woche rund 15 Erdwärmesonden gesetzt

Kluge Energiekonzepte

Auch Projektentwickler setzen zunehmend auf innovative Energiekonzepte. So auch beim Quartier „Village im Dritten“ in Wien-Landstraße. Im Fokus des Konzepts von ARE und Wien Energie steht die Nutzung von lokal vorhandenen, erneuerbaren und klimafreundlichen Ressourcen. So viel Energie wie möglich soll direkt vor Ort produziert und auch verbraucht werden. Vor Kurzem haben die Bohrungen für 500 Erdwärmesonden gestartet, die ein wesentlicher Bestandteil des Energiekonzepts sind.

150 Meter tief

Die Erdwärmesonden reichen 150 Meter tief und ermöglichen die Nutzung des Erdreichs zum Heizen bzw. moderaten Abkühlen der Wohnungen sowie für die Kühlung der Gewerbeflächen. Die Sonden werden über Leitungen zu einem Anergienetz zusammengeschlossen, das die Erdwärme zu sämtlichen Gebäuden im Quartier transportiert. 75 Prozent des Wärme- und Kühlbedarfs soll mittels Geothermie abgedeckt werden.

Heizen und Kühlen

Alle Gebäude sind außerdem auch an das Fernwärme- und Stromnetz angebunden, um die Versorgungssicherheit auch an sonnenarmen oder sehr kalten Tagen zu garantieren.

Für die Heizung der Wohnungen kommen Flächenheizsysteme, wie zum Beispiel Fußbodenheizungen zum Einsatz. Diese Systeme benötigen nur niedrige Vorlauftemperaturen, damit können die Wärmepumpen noch effizienter betrieben werden. Die Flächenheizungen werden abhängig von der Außentemperatur mit maximal 37 Grad Celsius betrieben.

Im Sommer wird die überschüssige Wärme aus dem Gebäude geführt und mittels Sonden unter den Gebäuden im Erdreich gespeichert. Während des Winters wird diese Wärme wieder aus dem Boden geholt und mittels Wärmepumpe für die Heizung verwendet.

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